Bucher Dani, Biografie von Arnold Wirz
Historische Aufarbeitung
Dani Bucher wird hier von mir erwähnt, weil seine Flugmodelle auch von Seebachern geflogen wurden und weil beim Modellflug etwas über Seebach hinaus geschaut wird, denn sonst gäbe es nicht viel zu berichten. Dani Buchers bekanntestes Modell war der "Pfiff" und er wurde auch zu Tausenden verkauft. Man hatte auch unter den Seebacher "Pfiff"-Freunden ganz allgemein eine sehr hohe Meinung von Dani Buchers Flugmodellen. Ein Jugendfreund seit den frühen 1950er Jahren demonstrierte mir anlässlich eines Treffens im Solothurner Gäu im Jahre 1990, wie leicht der "Pfiff" jede Thermik erschnupperte, selbst wenn man ihn ohne Motor von blosser Hand ein paar Meter in die Luft schleuderte. Gab es irgendwo auch nur eine ganz schwache Thermik von einem Zentimeter pro Sekunde, dann nutze er sie und schwang sich in die Höhe, wie von unsichtbarer Kraft getragen. Das lag ganz eindeutig an seinem Flügelprofil und an der beträchtlichen Flügeltiefe sowie natürlich am Gesamtkonzept des Modells. Das haben mir Fachleute mehrfach bestätigt.
Noch viel entscheidender, diesen Beitrag zu schreiben, war allerdings der Umstand, dass es über diesen Dani Bucher im Internet keine Infoseite gibt, welche über die früheren Aktivitäten seiner Firma genügend ausführlich berichtet, ganz so als hätte es ihn und seine Firma nie gegeben. Auch Wikipedia weiss von nichts. In Würdigung seiner Leistungen für die Modellbaufreunde in aller Welt sei hier seine Arbeit und ganz besonders seine in all den Jahren erbrachte Leistung zugunsten der Modellfliegerei, der Vereine und Verbände und der Junioren-Förderung kurz beschrieben und zwar in ähnlicher Art, wie ich das auch für Werner Kölliker und für Christel und Willy Streil getan habe. Es wäre Dani Bucher gegenüber völlig ungerecht, ginge er und sein Schaffen und Wirken einfach im Trubel der heutigen Zeit vergessen. Leider ist es heute fast nicht mehr möglich, über Dani Bucher noch viel mehr in Erfahrung zu bringen. Doch wenn man sich in der Modellsegelflugszene ein wenig herumhört, kommt doch noch das eine oder andere zusammen.
Es besteht aber nicht die Absicht, Dani Buchers Leben bis in alle Einzelheiten des Privaten zu beschreiben. Zur Sprache kommt hier nur, was den Modellflieger und Modellbauer fachlich interessiert.
Dani Bucher
Dani Bucher wohnte in der Frauenrüti 7 in Grub AR. Sein Heim war ein älteres Bauernhaus mit Anbauten. In seinem Besitze war die eine Hälfte des Hauses. Wie der Fachmann auch rasch bemerkt, ist Bucher kein typisch einheimischer Appenzeller Familienname. Dani Bucher war denn auch Bürger von Buttisholz LU und wurde am 2. Juni 1954 geboren, vermutlich in Berneck, wo schon seine Eltern wohnten. Sein Vater war dort Sekundarlehrer. Er absolvierte nach der Schule eine Lehre als Maschinenzeichner und besuchte von 1971 bis 1974 die Gewerbeschule in Rorschach. Bekannt ist noch, dass Dani einen Bruder hatte. Die Vorfahren von Dani Bucher sind vor unbekannter Zeit nach Appenzell zugewandert.
Dani Bucher war privat, also bevor er seine Firma gründete, bereits ein sehr begnadeter Modellflieger und Modellbauer. Da kam ihm sein erlernter Beruf als Maschinenzeichner sicher sehr zu Hilfe. Nicht umsonst kam er dann auf die Idee, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen und zu versuchen, davon zu leben.
Als ich Buchers Modelle erstmals kennen lernte, hatte er seine ersten Modelle "Jonathan" und den "Thermikflitz" aber nicht mehr im Sortiment, daher erfuhr ich erst im März 2018 und im Mai 2020 von der Existenz dieser beiden frühesten Modelle sowie vom Nachfolger des "Jonathans", dem "Quattro". Sein nächstes Modell war dann der "Pfiff", welcher bald nach 1981 in Serie ging. Dani Buchers ganz grosses Verdienst aber war, dass er wesentlich dazu beigetragen hat, dass der Elektro- und später auch der Solarsegelflug auch hierzulande den Durchbruch erzielte. Anfänglich noch mit Bürstenmotoren und Nickel-Kadmium-Akkus.
Beim Modellflugverein Marbach SG war Dani Bucher viele Jahre lang Präsident. Überliefert sind die beiden Perioden von 1986 bis 1992 und 1994 bis 1998. Ausserdem war er auch Präsident des Regionalen Modellflugverbandes des SMV. Zudem führte er im Restaurant Rössli in Oberegg regelmässig Modellbau-Abende durch. Es handelte sich um das Ostschweizer Modellflug-Jugendlager, welches bis zu seinem frühen Ableben mit bis zu 25 Teilnehmern mehrmals durchgeführt wurde und als sehr erfolgreich bezeichnet werden konnte. Diese Veranstaltungen konnte er alleine unmöglich bewältigen, so dass er einen grossen Teil der Arbeit an andere Fachleute delegierte, welche oft schon im Pensionsalter waren. Diese Engagements waren einfach notwendig, um sich Zugang zur Modellflugszene zu verschaffen und damit auch, um seine Modelle unter die Leute zu bringen.
Über die Privatperson Dani Bucher gibt es derzeit nicht viel zu berichten, ausser dem Wenigen, das sich über ihn bisher noch erfahren liess. Mehr folgt allenfalls später noch, aber alles nur im Rahmen dessen, was einen Modellflieger interessieren könnte. Daher wird dieser Beitrag ganz bewusst schon jetzt publiziert, auch wenn noch viele Angaben über ihn und seine Modelle fehlen. Der Beitrag wird nun laufend erweitert. Dies ist vor allem verbunden mit der Hoffnung, dass die vielen ehemaligen Freunde und Anhänger Dani Buchers sich gelegentlich melden und so mithelfen, diesen Beitrag laufend zu verbessern und auch zu vervollkommnen.
Dani Buchers Firma
Wann genau Dani Bucher seine Firma gründete, ist noch nicht ganz gesichert. Ältester schriftlicher Hinweis ist ein Inserat aus dem Jahre 1981, bei welchem sein Geschäft "Flug-Modellbau Bucher & Co." genannt wurde und seinen Sitz an der Hardungstrasse 4 in 9011 St. Gallen hatte. Bei der Firmengründung vertrieb er das F3B-Modell "Jonathan" mit 2.8 m Spannweite, welches von Peter Gerber von der MG Grosshöchstetten (BE) entwickelt wurde. Dieses Modell wurde schon vor 1981 in kleinsten Serien produziert, denn es gibt Hinweise dazu schon in den späten 1970er Jahren. Daneben gab es auch noch den "Thermikflitz" mit 2 m Spannweite, ein Spitzenmodell für leichte Thermik, schwache und mittelstarke Hangwinde. Er warb damit, dass seine Modelle in Handarbeit verfertigt würden.
Auf diesem Bild sieht man den Bucher Jonathan (ca. 1981) wie ihn Peter Baumann heute noch fliegt, 27 Jahre nach dem Kauf des Modells. © Peter Baumann
Dani Bucher hat seine St. Galler Firma dann umbenannt, indem der nicht näher bekannte Kompagnon nicht mehr dabei war. Er betrieb nun vom 18.5.1982 bis zum 21.4.2000 die Einzelfirma namens «Bucher Flug-Modellbau», Herstellung von und Handel mit Flugmodellen und deren Ersatzteilen, In der Ebni 29, 9035 Grub, Kanton Appenzell Ausserrhoden, Schweiz. Seine Telefonnummer lautete damals 071 91 30 21. Mit Einzelfirma ist gemeint, dass er nun der alleinige Chef war und sich vor allem in der Anfangszeit hauptsächlich um die Weiterentwicklung seiner Modelle und um die Betreuung seiner Kundschaft kümmerte. Alleiniger Chef bedeutete allerdings nicht, dass nur er arbeitete. Im Gegenteil: Es waren vor allem die Mitglieder seiner Familie, welche die Hauptarbeit leisteten, allen voran seine Frau. Dani Bucher liess seine Modellbausätze in vorbildlicher Weise in der Region herstellen und zwar durch Heimarbeiterinnen, aber eben auch durch die Familie. Eine der Heimarbeiterinnen ist noch namentlich bekannt und hiess Evelyn Rindlisbacher. Um 1984 beschäftigte er auch einen festen Mitarbeiter sowie stundenweise einen Schüler, vorzugsweise einen solchen, welcher am Modellfliegen den Narren gefressen hatte. Dieser musste Balsahölzer stempeln und Bausätze zusammenstellen u.v.a.m.
Dieser Schüler hiess Dani Haltiner. Auf der Website des Modellflugvereins Arbon-Roggwil, schrieb dieser denn auch, dass er sich seit seiner Jugendzeit am grossen Vorbild des Modellbauers Dani Bucher orientierte und in dessen Laden noch als Jugendlicher sein erstes Geld verdient habe und gleichzeitig viel Spannendes lernen konnte. Dani Bucher hat auf diese Weise seinem Schützling so ganz nebenbei das Einmaleins des Modellbauens und -fliegens beigebracht.
Beim Modellflugverein Arbon-Roggwil wurden Dani Buchers Modelle wohl auch dank Dani Haltiner, zuständig für die Nachwuchsförderung, auch nach dem Hinschied von Dani Bucher noch viele Jahre lang weiterhin gepflegt und gelegentlich sogar neu gebaut. Mehr siehe unter www.mfv-arbon.ch. Dort findet man mehrere Hinweise auf neu aufgebaute Bucher-Modelle bis in die Zeit um 2005.
Dani Bucher verstand nicht nur etwas von Aerodynamik, sondern auch sehr viel vom Modellbau, vom Konstruieren und Verkaufen. Er war in dieser Hinsicht ein Perfektionist und forschte an den Details so lange herum, bis er endlich doch noch zufrieden war. Dieses Streben nach Perfektion sieht man seinen Konstruktionen förmlich an.
Unterstützung dieser Website
Die OGS besass anfänglich leider nur wenig fotografisches Material über die Modelle von Dani Bucher und war dankbar, dass sich einige Modellflieger gemeldet haben und Fotos zur Verfügung stellten. An dieser Stelle sei allen Helfern ganz herzlich gedankt, die sich die Mühe machten und mich informierten oder Unterlagen weitergaben. Die OGS-Seebach ist inzwischen seit über 14 Jahren in Betrieb und entspricht heute nicht mehr dem aktuellen technischen Stand. Eine Neukonzeption wäre zu aufwändig und zu teuer, daher versuche ich, sie noch so lange wie möglich am Leben zu halten.
Nachtrag IGA: Im Frühjahr 2024 wurde die Webseite «OGS Seebach» eingestellt. Die Beiträge betr. Modellbau konnten mit Zustimmung von Arnold Wirz in die Webseite der IGA übernommen werden. Etliche Passagen in diesem Beitrag sind durch die Einstellung der Website der OGS überholt und wurden den neuen Gegebenheiten angepasst.
Dani Buchers Produkte:
Zu den mir bisher bekannten Modellen von Dani Bucher gehören folgende Typen:
- Thermikflitz - Jonathan
- Quattro - Pfiff
- Solar-Pfiff - Öko-Pfiff
- Tip - Kit
- Spick - Flitz
- Kick - Snif
Bucher Elektro-Pfiff, ca. 1995. © Dani Bucher, Flug-Modellbau
Alle Buchermodell konnten als reine Segler oder mit Elektroantrieb eingesetzt werden. Die Modelle werden in einem separaten Beitrag rein technisch noch näher beschrieben und auch bebildert, soweit die OGS Fotos zur Publikation erhielt. Vom "Pfiff", "Sniff", "Flitz", "Jonathan" und "Quattro" gibt es inzwischen genügend Aufnahmen, doch von den anderen Modellen fehlen noch etliche. Zurzeit (2019-2020) kann ich wegen einer technischen Störung keine neuen Fotos hochladen, doch sollte das ab 2021 wieder gehen.
Zurzeit bin ich weiterhin am Zusammentragen der Daten. Obwohl in einigen deutschen Internet-Foren noch zahlreiche Fotos dieser Modelle zu finden sind, kann ich diese aus urheberrechtlichen Gründen nicht einfach in der OGS zeigen. Es würde extrem viel Aufwand bedeuten, hierfür die notwendigen Bewilligungen einzuholen, denn die Namen und Adressen der Forumbesucher sind nur selten erkennbar. Viele Fotos findet man unter www.rc-network.de unter dem jeweiligen Modellnamen, siehe dort! Ebenfalls gute Bilder findet man in www.rclineforum.de mit dem Suchbegriff "Pfiff".
Alle Bucher-Modelle glichen sich konstruktiv in vielen Details ein wenig, es lag halt am Bucher'schen Design. Wer einmal ein Bucher-Modell selber gebaut hat, der erkennt jede Konstruktion von Bucher schon von weitem. Am besten von allen seinen Modellen soll der "Pfiff" verkauft worden sein. "Pfiff", "Tip", "Kit" und "Flitz" gehörten zu seinen ersten selber entworfenen Modellen. Beim "Quattro" konnte ich die Urheberschaft noch nicht ermitteln, doch wegen der grossen Ähnlichkeit mit dem Jonathan ist zu vermuten, dass auch er von Peter Gerber stammt oder zusammen mit Dani Bucher entwickelt wurde.
Eine weitere Besonderheit waren die Rümpfe, welche Dani Bucher aus Festigkeitsgründen aus GFK baute. Die ersten "Pfiff"-Rümpfe waren noch gelb, später kamen aber auch andere Farbtöne hinzu wie rot oder schwarz. Die von Uwe Gewalt vertriebenen Sniffe hatten einen weissen Rumpf, der vom ihm selbst entwickelt wurde und aus einem anderen Material bestand, als jene Versionen von Dani Bucher.
Von einzelnen Modellen besitze ich noch Bauteile, wie Motoren, Getriebe, Klapppropeller, Baupläne usw. Diese stellen allerdings ältere Sammlerstücke dar und dienen vorab der Dokumentation der hier erwähnten Bucher-Modelle. Wer die Zeit und die Musse hat, zu einzelnen Modellen weitere Infos zu liefern, ist herzlich eingeladen, diese dem Archivar der IGA zukommen zu lassen.
Das Drei-Säulen-Prinzip des Dani Buchers
Seine Firma basierte im Wesentlichen auf drei Säulen:
1. Verkauf von gutem Zubehör, wie Ladegeräte, Fernsteuerungen, Servos, Klapppropeller, Akkus usw. Er verkaufte keine Billigstware, sondern setzte auf Qualität und legte grossen Wert darauf, nur Sachen zu verkaufen, die er persönlich geprüft hatte oder Kraft seiner Erfahrung mit gutem Gewissen verkaufen konnte, unabhängig davon, wo sie produziert wurden.
2. Verkauf seiner eigenen, ganz besonderen Flugmodelle.
3. Schulung von Anfängern, alle selbstverständlich auf seinen "Pfiffen", die er dann gleich an die Ausgebildeten weiter verkaufte. Zur Schulung zählten auch die zahlreichen, von ihm organisierten Kurse sowie das E-Wettbewerbsfliegen im November und ebenso seine Vereins- und Verbandstätigkeit.
Die Dani-Bucher-Werbung
Sein Werbeaufwand war relativ bescheiden. Wer bei ihm etwas kaufte wusste, dass er für sein Geld Ware bekam und nicht teure Werbung finanzierte. Werbung betrieb er auf ganz andere Art: Mit seinen sorgfältig ausgewählten Produkten, seinen guten Ratschlägen und Empfehlungen, durch die Weitergabe seiner Modellflugerfahrung und manchmal auch durch seinen im Appenzellerland angeeigneten, beissenden Humor. Seine Sprüche waren weit herum bekannt. Werbewirksam war aber auch sein Service, wenn jemand Bruch erlitten hatte mit seinem Segler. Dann war er ganz der 'Arzt' seiner "Pfiffe" und dessen Abkömmlingen. Nach wenigen Tagen konnte man bei ihm auch einen schweren Pflegefall wieder völlig 'geheilt' abholen und zwar zu einem sehr fairen Preis. Das sprach sich herum und das Herumsprechen besorgten die Kunden kostenlos.
Bucher, Dani, Flug-Modellbau (1990). © Arnold Wirz
In solchen einfachen, aber stylischen Schachteln kamen Buchers Pfiffe in der Zeit um 1990 zur Auslieferung.
Die unzähligen eigenen "Pfiffe" des Dani Buchers
Dani Bucher betrieb, wie schon erwähnt, auch eine Segelflugschulung für leichte Motorsegler. Nebst ein paar Schulmodellen besass er auch einen eigenen "Pfiff" mit welchem er vorflog. Dann überliess er auch seinen ganz persönlichen "Pfiff" den Schülern und fast alle Kursabsolventen konnten am Ende des Kurses Segelfliegen. Natürlich besass er nicht nur einen eigenen "Pfiff", sondern gleich mehrere, denn so um die zehn Flugschüler hatte er meist an seinen Kursen. Nach dem bestandenen Kurs kam es immer wieder dazu, dass Flugschüler bei ihm eine Schulmaschine günstig kauften. Auf diese Weise sorgte er ganz natürlich dafür, dass das Durchschnittsalter seiner Schulflotte ganz deutlich unter einem Jahr lag. Das führte dazu, dass auch sein ganz persönlicher "Pfiff" fast immer ladenneu und auf dem neusten Stand der Technik war.
Der Kampf gegen die ständige Veränderung
Dazu zählte die ganz allgemeine Tendenz bei den jüngeren Modellfliegern, nicht mehr Wochen lang am Modell herum bauen zu wollen, sondern jenes Modell zu kaufen, welches man innert kurzer Zeit zum Fliegen bringen konnte. Stichwort: ARF = "almost ready to fly", ganz nach dem Motto: Ich will fliegen, nicht bauen. Diese Änderung in der Einstellung des Modellfliegers erfolgte in sehr kurzer Zeit. Dies zwang z. B. Kö-Modellbau, sein riesiges Balsaholzlager grösstenteils abzuschreiben und er war wohl nicht der Einzige, denn Willy Streil erging es auch nicht besser. Dani Bucher hatte da von Anfang an einen goldenen Mittelweg gewählt: Seine Modellbaukästen waren vorgefertigt und der Grad der Vorfertigung konnte er laufend dem Trend anpassen.
Der Kampf gegen die Billigkonkurrenz aus Fernost. Dani Bucher war ein Nischenanbieter mit einem Markt, der ein paar Leute ernähren konnte. Da machte sich das etwas weniger stark bemerkbar.
Das Risiko des grossen Lagerbestandes, der ganz auf den Bastler ausgerichtet war. Durch die verhältnismässig kleinen Lagerbestände dank der Beschränkung auf seine eigenen Modelle konnte Dani Bucher diesem Problem elegant ausweichen. Durch die besondere Pflege der Anfänger-Kundschaft hatte er sogar Ausweichpotential, wo auch etwas ältere Motoren, Akkus oder Getriebe noch gut verkauft werden konnten. Viele Modellfluggeschäfte gingen ein, weil sie auf ihren Lagerbeständen sitzen blieben und den Trend vom Fachgeschäft mit 20'000 Lager-Artikeln zu einem reinen Spielzeugwarenladen, dessen Sortiment jährlich wechselt, zu spät erkannten.
Technische Daten der Bucher-Modelle
Die Beschreibung der Buchermodelle erfolgt in einem eigenen Beitrag ausgelagert. Link zum Beitrag noch nicht aktiv.
Bucher-Getriebe
Dani Bucher vertrieb für seine Modelle auch das passende Zubehör, wozu vor allem die Untersetzungsgetriebe gehörten. Die Hersteller dieser Getriebe sind noch nicht alle bekannt, zuletzt waren es Maxon- und Reisenauer-Getriebe mit höherer Untersetzung. Diese zeichneten sich durch ihre bauliche Kompaktheit, durch das geringe Gewicht und die etwas höhere Untersetzung aus, welche es erlaubte, einen 36 cm-Propeller zu benützen, der den Gesamtwirkungsgrad der Antriebseinheit beträchtlich erhöhte.
Diese abgebildete Motor-Getriebe-Einheit benützte Dani Bucher für seine Segler, vor allem für den Pfiff. Er wog nur 290 g und hatte einen hohen Gesamtwirkungsgrad, weil man dank der hohen Untersetzung von 1:6 mit einem 36 cm-Klapp-Propeller fliegen konnte. © Arnold Wirz
Die Sage, dass Dani Bucher auch ein eigenes Getriebe herstellte, ist nur eine Fehlinterpretation, weil ein Forum-Teilnehmer schrieb, er habe ein spezielles 6:1-Getriebe von Bucher in seinem "Pfiff". Das konnte man missverstehen, doch ist inzwischen durch Befragung zahlreicher Bucher-Kunden eindeutig klar, dass mit diesem 6:1-Getriebe jenes von Reisenauer gemeint war.In jedem Fall hat Dani Bucher aber allerlei verschiedene Getriebe in grösserer Anzahl verkauft. Sie waren auf die Abmessungen der Speed 600/Mabuchi 540-Motoren abgestimmt und hatten die Untersetzung6:1, 4.3:1 oder 3:1 und 2.7:1. Seine zuletzt noch mit NiMH-Akkus von damals neuester Generation in Verbindung mit Speed 600-Motoren und möglichst grossen Klapppropellern der Dimension 36 x 24 cm sind gesichert und erlaubten dem "Pfiff" Motorlaufzeiten von bis zu 15 Minuten.
Mit einem Speed 600 ECO und 7.2 V-Sanyo-Akkus versuchten zahlreiche Pfiff-Besitzer, den Einbau eines Getriebes zu umgehen. Die Einheit mit Graupner Klapp-Propellern 20 x 15 cm wog 242 g.
© Arnold Wirz
Von Bucher benütztes Profil Eppler E205
Gelegentlich hörte man von Flugmodellbauern etwas Gemecker über dieses Profil, doch es hatte für den Modellbauer den grossen Vorteil, dass es unten praktisch flach war. Daher erleichterte das den Flügelbau auf den damals üblichen Graupner-Systembaubrettern aus Balsa mit dem 1 cm-Karomuster ungemein. Ich möchte hier nicht in die Details gehen, aber ich habe eigentlich zur Hauptsache gehört, dass das Profil dem Schulsegler gutmütige Flugeigenschaften verlieh. Was bei der Kritik etwas untergeht ist die Tatsache, dass Hunderte von Flugschülern Dani Buchers das Einmaleins des Modellsegelfliegens genau mit diesem angeblich so heiklen Profil erlernten. So schlimm können die erwähnten Mängel des E205 also nicht sein. Erst wenn ein Flugschüler sich mit allen Modellen Dani Buchers auseinandergesetzt hat, wird er beim Sniff allenfalls an die Grenzen des E205-Profils gelangen, sofern er ihn als Sturmvogel einsetzt.
Die Profile wurden von einem Team unter der Leitung von Prof. Richard Eppler in den 1960er und 1970er Jahren an der Universität Stuttgart berechnet und in den folgenden Jahren recht häufig in der Modellfliegerei eingesetzt. Das ist inzwischen schon bald 50 Jahre her und es ist völlig natürlich, dass es heute noch bessere Profile gibt. Für den Modellflieger, welcher nicht in der obersten Liga fliegt, sind die Profile nach wie vor sehr gut, vor allem beim gemütlichen Fliegen.
Nachtrag IGA, Mai 2024. Nach unseren Recherchen ist das Profil zumindest modifiziert. Das originale E205 weist keine dermassen gerade Unterseite auf wie sie die Buchermodelle haben. Das von Bucher eingesetzte Profile ähnelt stark dem Profil Aquila. Informationen hierzu sind höchst willkommen.
Vertretungen im Ausland
In Deutschland wurden Dani Buchers Modelle durch die Firma Gewalt Modellbau in Reutlingen, Baden-Württemberg, vertrieben. Inhaber war damals Uwe Gewalt, welcher sein Geschäft schon 1968 gründete und während 28 Jahren zusammen mit seiner Frau betrieb und inzwischen verstorben ist. Dieser verkaufte neben seinen eigenen Konstruktionen auch zahllose Modelle von Dani Bucher und sorgte für eine gewisse Verbreitung der Bucher-Modelle auch in Deutschland, vor allem im Süden. 1996 ging das Geschäft an Holger Brunke über, der es fortan alleine weiterführte und 2001 in Gewalt Modellbau GmbH umbenannte.
In Österreich hiess der offizielle Vertreter Modellbau Schweighofer, Hauptstrasse 9, A-8530 Deutschlandberg.
Das lange Leben der Buchermodelle
Es gibt bis heute immer noch eine ansehnliche Schar von Anhängern der schönen Buchermodelle. Original-Baupläne sind sogar sehr gefragt und alte, gebrauchte Modelle werden zu guten Preisen gehandelt. So kostete ein ungeöffneter Spick-Bausatz im Jahre 2012 gute Euro 150.--. Eine Sniff-Occasion ging 2013 für Euro 79.-- über den Tisch. Ich selber habe für meine gebrauchten Buchermodelle um Fr. 50 bis 70.-- bezahlt, doch diese waren allerdings schon ein bisschen verschabrackt. Inzwischen werden die Bucher-Modelle allerdings schon als Oldies angesehen, vor allem, wenn sie aus Stilgründen weiterhin mit Bürstenmotoren und mit den schwereren NiMH-Akkus geflogen werden. Dennoch schätze ich, dass in der Schweiz und in den Nachbarländern noch mehrere hundert Buchermodelle fliegen. Die ältesten noch fliegenden "Pfiffe" haben inzwischen über 40 Jahre auf dem Buckel!
Die Schönheit der Buchermodelle
Ein besonderes Merkmal seiner Konstruktionen waren stets die Flügel, deren Bauform ein Leckerbissen fürs geschulte Auge war. In rc-network.de war auch zu lesen, dass die Konstruktion des Flügels als Kunstwerk zu betrachten sei, welches die durchsichtige Bespannung quasi zur Pflicht mache. Viele Besitzer haben sich denn auch so darüber gefreut, dass sie dem Flügel meist eine leicht farblich getönte und dennoch durchsichtige Folie verpassten, damit jedermann den schönen Flügelaufbau sehen konnte. Dani Buchers Modelle standen in punkto Schönheit der Konstruktion auf gleichem Niveau wie die vielen Modell-Varianten der Höllein Libelle. Ich habe sowohl den "Pfiff" als auch die "Libelle" geflogen und weiss, welch' schöne Modell das waren.
Das Ende der Ära Bucher
Dani Bucher verstarb am 21.4.2000 im Alter von erst 46 Jahren, weshalb seine Firma aufgelöst werden musste. Dies geschah am 9.2.2001 durch das zuständige Amt.
Es gibt sie wieder - die Bucher Flugmodelle
Unter diesem Titel berichtete "Modellflugsport" in der Dezember-Ausgabe 2000, dass die erfolgreichen und beliebten Bucher-Flugmodelle wieder erhältlich seien. Frau Evelyn Rindlisbacher übernahm schon kurz nach Danis Hinschied die Organisation für die Herstellung und den Direktvertrieb der Bucher-Flugmodellbausätze. Ausserdem gehörte auch ein Ersatzteilservice für Rippen, Nasen-/Endleisten, ein Reparaturservice und als ganz besondere Leistung auch eine Flugschulung auf Anfrage dazu, welche durch seinen Sohn Oliver Bucher aus Grub AR erfolgte. Die Lieferung der Baukästen begann per Januar 2001. Daraus kann geschlossen werden, dass der Weiterbau seiner Modelle unabhängig von der Liquidation seiner Firma erfolgte. Wie lange diese Nachfolgelösung noch betrieben wurde ist mir nicht bekannt. Es scheint aber, dass diese Phase nicht sehr lange dauerte. Mehr dazu folgt, sobald sich ein Leser meldet, der Genaueres weiss.
"Pfiff", "Flitz", "Spick", "Sniff" etc. in der Zukunft
Die beträchtliche Entwicklung der letzten Jahre mit den LiPo-Akkus und den bürstenlosen Motoren, aber auch mit den ARF-Modellen führte dazu, dass Liebhaber von alten Buchermodellen heute als Nostalgiker betrachtet werden. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der Besitzer eines 1963er Alfa Romeo Giulietta Sprints macht vor wie es geht: Man freut sich an seinem schönen Modell, dessen Eigenschaften man bestens kennt und wo man noch die absolute Willkür über das Modell hat. Und Bewunderer oder gar Neider hat er auch genug. Gönnen Sie sich als Pfiff-Besitzer den Neid der anderen und sonnen Sie sich an der Bewunderung. Wenn Sie Ihren Pfiff weiter so pflegen wie bis anhin und gut zu ihm schauen, wird er Ihnen bis ans Lebensende treu bleiben. Was will man mehr?
Quellen:
- OGS-eigene
- Peter Rüsch, Dulliken
- RC-Wiki (Jonathan) MFV Marbach (mfv-marbach.ch, Hinweis als ehem. Präsident)
- MFV Arbon-Roggwil (Dani Haltiner auf www.mfv-arbon.ch)
- rc-network.de (viele technische Daten und Bemerkungen)
- rclineforum.de (viele technische Daten und Bemerkungen)
- Modellflugsport 6/2000, Seite 17
- Modellflugsport 2/2014, Seiten 5-9
- Meinrad Kammerlander, Modellbau Sonnenhof, Amriswil TG (viele wertvolle Hinweise und Infos zu den Modellen)
- Peter Baumann (Typenblätter, Modellfotos und Infos zu Dani Bucher)
- Markus Schäfer (Hinweis auf Inserat in rc-network.de zum Thermikflitz)
- René Salina (Tip), Spanien
- Robert Berg, Spick
Letztmals redigiert am 24.5.2024