Aecherli Hängegleiter Typ 9

Aecherli Hängegleiter Typ 9, von Arnold Wirz

Einleitung

Der Hänge- und Schulgleiter Aecherli Typ 9 erscheint in der OGS, weil der gebürtige Seebacher Gody Wettstein dieses Flugzeug nachbaute und auch flog. Die Endmontage erfolgte sogar in Seebach und zwar in einer leer stehenden Schreinerei im Dorf, ganz nahe bei seinem Geburtshaus Seebacherstrasse 74. Gody Wettstein ist der Sohn des in Seebach allseits bekannten Schuhmachers Gottfried Wettstein. Auch der Seebacher Werner Meyer, technischer Angestellter und gelernter Mechaniker, baute mit grosser Wahrscheinlichkeit dieses Modell in der Zeit von 1932.

H. Aecherli entwickelte diesen Schulgleiter Typ 9 als eine seiner zahlreichen Konstruktionen, einige auch in Zusammenarbeit mit Willy Farner. H. Aecherli wohnte an der Tannenhofstrasse in Thun 4 und war von Beruf Techniker. 1964 war er aber bereits pensioniert. Obwohl seit dem Erstflug über 30 Jahren vergangen waren, konnte er 1964 Gody Wettstein die Baupläne zur Selbstanfertigung immer noch liefern!

Überlebt hat nicht nur die Baubeschreibung samt Plänen, sondern auch das Bestätigungsschreiben von H. Aecherli an Gody Wettstein vom 27.6.1964, verbunden mit Glückwünschen zum guten Gelingen sowie ein Schreiben vom 23.6.1964, in welchem H. Aecherli darauf hinwies, dass der Typ 9 bei allen Herstellern, welche sich strikt an die Bauvorgaben hielten, durchwegs gute Flugresultate erzielte.

Da es leider auch verwegene Haudegen gab, welche sich nicht so stark um Aecherlis Ratschläge kümmerten, gab es leider auch Unfälle. Aecherli verlangte daher von den Käufern der Baupläne eine Bestätigung, dass sich diese strikt an die Bauanleitung hielten und das Flugzeug innerhalb der zulässigen Grenzen nachfliegen. Der Schulgleiter wurde von zahlreichen Hobby-Fliegern noch viele Jahre später nachgebaut. Der Plansatz kostete 1964 schlichte Fr. 22.-- und wurde per Nachnahme versandt.

Der Aecherli Typ 9 stammte aus der Zeit um 1932. Das geht aus Fotos hervor, die er allen Käufern der Baupläne mitlieferte. Einige zeigten den Aecherli Schulgleiters Typ 9 über dem Gelände von Gossau ZH und waren mit 1933 datiert, allerdings ohne Angaben des Fotografen oder nähere Details zum Aufnahmejahr, dem Ort oder zu den Piloten usw.

Weiteres zu Hermann Aecherli

Zum Vornamen von Aecherli bestand bei der OGS noch eine Zeit lang Unsicherheit bezüglich des Vornahmens: In mehreren Publikationen (Aktuell, Aero Revue) stand zu lesen 'Walter Aecherli', ansonsten jedoch immer 'H. Aecherli', auch auf der Baubeschreibung und als Briefabsender sowie bei der Unterschrift stand stets H. Aecherli.

Thomas Fessler, Präsident der Stiftung Segel-Flug-Geschichte schreibt dazu: "Der Konstrukteur hiess Hermann Aecherli, daher H. Aecherli. Woher plötzlich Walter auftaucht, kann ich mir nicht erklären. Im Handbuch 'Der Schweizer Segelflug' ist klar von einem Hermann Aecherli die Rede. Jakob Spalinger schreibt in seinen Memoiren 'Fliegen wie ein Milan' auch von Hermann Aecherli. Ein Walter Aecherli taucht in der frühen Literatur nie auf. Fast überall heisst es aber einfach Aecherli." Die Recherchen der OGS ergaben, dass der 'Walter' erstmals in der Personalzeitung 'Aktuell' auftauchte und dann so von der 'Aero-Revue' übernommen wurde.

Ferner schreibt Thomas Fessler noch: "Das Verkehrshaus in Luzern hat einen kompletten Aecherli-Gleiter im Aussenlager. Wir haben in der Stiftung leider nur noch ein Original Seitenruder."

Gottfried Wettsteins Nachbau des Aecherli-Gleiters Typ 9 ist heute im Besitz des Ortsmuseums Schürhof, Dorfstr. 14, 5210 Windisch.

Hermann Aecherli wurde 1891 in Volken ZH geboren. 1925 war er zusammen mit Segelflug-Pionieren wie Robert Gsell, Jakob Spalinger, Eduard Amstutz und Willy Farner Mitbegründer der Sektion Segelflug des AeCS. Im Sommer 1931 organisierten diese auf dem Jungfraujoch das erste hochalpine Segelfluglager. In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember 1966 verstarb er in Thun. Als Wohn-, Geburts- oder Arbeitsorte werden genannt: Volken (1891), Fällanden (1927), Langnau BE (1931-1939), ? (1949), Thun (1964, 1966).

Die Nummerierung seiner Flugzeugkonstrktionen lässt vermuten, dass er ausser dem Typ 9 noch weitere Flugzeuge entwickelte. Vorhanden sind Fotos von einem Typ 7 Pfau mit wannenförmiger Flugzeugführerkanzel sowie für 1929 und 1930 ein HAFA-9 oder HFA-9 genannter Nachbau eines Aecherli-Gleiters durch Ruedi Sägesser und Walter Studer.

Bau des Hängegleiters durch Gody Wettstein

Auf die Idee den Hängegleiter zu bauen, brachte ihn sein ehemaliger Vorgesetzter Furrer von der Werkzeugmaschinenfabrik Örlikon-Bührle AG, der selber einen Aecherli-Gleiter flog.

Der Bau des Modells erforderte weit über 200 Stunden, verteilt auf etwa 2 Jahre. Der Bau erfolgte weitgehend in seiner 2½-Zimmer-Wohnung in Wallisellen, die er noch mit Frau Elisabeth und Tochter Priska teilen musste. Nur die Stiele und Rippen stellte er in der Schreinerei Kunz in Seebach her. Seine ersten Hopser gelangen ihm im Jahre 1971. Diese machte er aber noch ohne Segelflugkenntnisse, allein mit seinem Wissen vom Modellflug. Um mit dem Hängegleiter auch sicher fliegen zu können, lernte er das Segelfliegen. Das Brevet erlangte er dann im Jahre 1972 auf dem Flugplatz Schänis SG.

Technische Daten

Leergewicht: ca 18.7 kg im Rohbau, 22 kg fertig bespannt.
Rumpflänge: ca. 3.5 m
Spannweite: oben 7 m, unten 5

Erstflug

Der Erstflug erfolgte im März 1971 an einem freien Hang im Zürcher Unterland. Die ersten Flugversuche brachten zwar nur kleine Hopser (siehe Fotostrecke Erprobung), doch flog die Maschine später auch längere Strecken. Erwähnt werden in der Personalzeitschrift «Aktuell» Nr. 3/80 der Werkeugmaschinenfabrik Örlikon-Bührle AG bis zu 300 Meter Weite und Flughöhen von bis zu zwei Metern. Gesteuert wurde das Flugzeug allein durch Gewichtsverlagerung mit dem Körper. Als einziges 'rundes Messinstrument' stand ihm der fliegerische Hintern zur Verfügung, ein Messinstrument, welches bei diesem Flugzeugtyp noch eine viel grössere Rolle spielt.

Flüge mit dem Hängegleiter

Erste Hopser in Regensberg 1969
Weitere kurze Flüge mit Distanzen von bis zu 300 Metern ab 1970
Anlässlich Regionalmeisterschaftsausscheidung für RC-Segler in ?
Mehrere Flüge im Zürcher Unterland zwischen 1971 und 1978 ?

genauere Angaben folgen noch.

Schicksal des Gleiters

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Den Hängegleiter präsentierte Gody Wettstein an gewissen Flugtagen, wie hier im Birrfeld 1985. Dies war auch der Tag der Übergabe des Gleiters an den Flugplatz Birrfeld, wo er dann im Westhangar aufgehängt wurde. © Gody Wettstein

Das Flugzeug ist heute im Besitz des Ortsmuseums Schürhof, Dorfstr. 14, 5210 Windisch. Gottfried Wettstein verstarb am 17.5.2015.

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Im Folgenden wurde mit voller Absicht eine ausführliche Fotostrecke beigefügt, weil über diesen Flugzeugtyp heute nur noch spärlich Material aufzufinden ist.

Quellen:

Gottfried Wettstein III (alle Unterlagen und Fotos)
Aero-Revue (alte Berichte)
H. Aecherli, Thun (Bauanleitung, Fotos)
«Aktuell» 3/80
Thomas Fessler (der richtige Vorname von Aecherli ist Hermann)
http://fotodok.ch/index.php?title=Hermann_%C3%84cherli (Stand Juni 2024 funktioniert der Link nicht)
NZZ, Beitrag vom 1.3.2001 "Am Anfang waren die Ballonfahrer"

Letztmals redigiert: 19.6.2024

Fotostrecke historisches

Bauanleitung Aecherli-Hängegleiter Typ 9 Dies ist die Bauanleitung von Hermann Aecherlis Schul- oder Hängegleiter Typ 9, welche man für schlichte Fr. 22.-- noch in den 1960er Jahren erwerben konnte. Die Broschüre ist das Original aus dem Jahre 1933, mit einem Begleitwort von Willy Farner. © Hermann Aecherli

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Acherli Hängegleiter Typ 9 ca. 1933 Dies ist die Foto Nr. 1, welche Hermann Aecherli beim Verkauf seiner Pläne als Beilage den Käufern mitlieferte. © Hermann Aecherli

Einige Fotos zeigten den Aecherli Schulgleiters Typ 9 über dem Gelände von Gossau ZH und waren mit 1933 datiert, allerdings ohne Angaben des Fotografen oder nähere Details zum Aufnahmejahr, dem Ort oder zu den Piloten usw.

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Dies ist die Foto Nr. 2, welche Hermann Aecherli beim Verkauf seiner Pläne als Beilage den Käufern mitlieferte. © Hermann Aecherli

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Dies ist die Foto Nr. 3, welche Hermann Aecherli beim Verkauf seiner Pläne als Beilage den Käufern mitlieferte. © Hermann Aecherli

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Dies ist die Foto Nr. 4, welche Hermann Aecherli beim Verkauf seiner Pläne als Beilage den Käufern mitlieferte. Standort bei Gossau. Welches Gossau, stand nicht, doch werden das Kenner der Geografie sicher noch feststellen können. © Hermann Aecherli

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Dies ist die 5. Foto, welche Hermann Aecherli beim Verkauf seiner Pläne als Beilage den Käufern mitlieferte. © Hermann Aecherli

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Pilot Ruedi Lüthi (1920-1995) im Flug am Riedhubel bei Wattenwil BE, ca. 1940/41. Hier kann man von richtigem Fliegen sprechen. Es ist kein Hopser mehr mit Bodeneffekt. Ruedi Lüthi wurde später Fluglehrer bei der Swissair. Fotograf war Paul Nyffenegger (1914-2007). © Paul Nyffenegger

Inzwischen hat sich Kurt Nyffenegger aus Bern gemeldet und weitere Infos zum Foto geliefert: Es war sein Vater Paul Nyffengger (1914-2007), von Beruf Tiefdrucker, welcher dieses Foto in Riedhubel bei Wattenwil BE aufnahm. Pilot war Ruedi Lüthi (1920-1995), später Fluglehrer bei der Swissair. Paul Nyffenegger war allerdings nicht nur Fotograf, sondern neben weiteren Beteiligten auch Bauer, Eigner und Pilot dieses Aecherli-Gleiters. Er hat seinen beiden Söhnen je ein wunderbares Album über diese Zeit hinterlassen. Eine weitere Kopie ist im Besitze des Eidgenössischen Luftamtes, heute Bundesamt für Zivilluftfahrt. Im «Swiss Glider»-Magazin erschien in der Ausgabe Nr. 4 vom April 1999 ein Artikel unter der Titel 'Aus der Pionierzeit des Hängegleiterfliegens', geschrieben von Paul Nyffenegger. In diesem Artikel wurden auch einige der Bilder aus dem besagten Album abgedruckt.

Aecherli Hängegleiter Radierung Diese Radierung stammt von Kurt Nyffenegger und trägt den Titel Hommage an Francisco und Paul Nyffenegger. © Kurt Nyffenegger

Aecherli Hängegleiter Radierung Auch diese Radierung stammt von Kurt Nyffenegger und trägt den Titel Hommage an Francisco und Paul Nyffenegger. Die hellen Flecken sind Unregelmässigkeiten im Aquatinta des Hintergrunds. © Kurt Nyffenegger

Wer von diesen Radierungen einen Abzug erwerben möchte, wende sich an:

Kurt Nyffenegger
Brückfeldstrasse 35
3012 Bern
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Die Radierungen haben folgende Formate:
1. Bild 23.5 x 19,5 cm
2. Bild 34.5 x 24 cm

Fotostrecke "Erstmontage"

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Als alle Teile des Hägegleiters im Rohbau fertig gestellt waren, montierte Gody Wettstein das Flugzeug auf der Spielwiese vor seinem Reihenhäuschen, um sich zu vergewissern, dass alles zusammen passte. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagegebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagebild. Ganz links aussen sieht man die kleine Tochter der Wettsteins. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Monategebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Monatge Montagebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagebild. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Montagebild. Erstmals steht Gody in seinem Hängegleiter. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Montage Erstmals steht Gody Wettstein im vollständig zusammengestellten Gleiter. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Typ 9 Hier sieht man, dass auch das Kinderzimmer manchmal für bestimmte Arbeiten herhalten musste. Im Hinterhund das Kinderbettchen von Priska. © Gody Wettstein

Fotostrecke Flugerprobung

Aecherli Hängegleiter Erprobung Die Flügel werden auf dem Dach diesen Ford Fairlane befestigt. Danach geht es weiter nach Regensberg. © Gody Wettstein

Aecherli Hängegleiter Erprobung Das Jahr 1971 war des Fertigstellungsjahr des Hängegleiters. Hier sieht man den Fortd Fairlane mit den Flügeln auf dem Dach bei der Anfahrt zum Fluggelände in der Nähe von Regenberg. © Gody Wettstein