Die Digi Fly - Fernsteuerung

Vorgeschichte

Albert Frei aus Hegnau bei Volketswil ZH versuchte sich im Bau von eigenen Fernsteuerungen, welche proportional arbeiteten und die immer noch gängigen, aber etwas schwerfällig und ruckartig arbeitenden Tip-Tip-Fernsteuerungen ablösen sollten. Albert Frei war beruflich ein Angestellter des Bundesamtes für Militärflugplätze (BAMF). Im Jahre 1963 begann er mit seinen ersten bastlerischen Versuchen, in seiner Freizeit natürlich! Bei Phil Kraft aus den USA gab es bereits erste solche Anlagen zu kaufen.


Erste Erfolge

Schon ein paar Jahre später arbeiteten Albert Freis Anlagen erfolgreich, was allerdings ohne die sehr enge Zusammenarbeit mit den Wettbewerbs-Modellfliegern Emil und Bruno Giezendanner nicht möglich gewesen wäre. Ab 1967 brachte diese Zusammenarbeit die ersten ersehnten Erfolge und 1969 erlangte Bruno Giezendanner mit der rot eloxierten Digi Fly-Anlage den Weltmeistertitel an der Kunstflugmeisterschaft in Bremen. Es war eine 5-Kanal-Anlage, die noch mit der Frequenz 27 MHz lief. Es gab aber auch noch einen 2. Weltmeistertitel durch Bruno Giezendanner im Jahre 1971 mit einer 7-Kanal-Anlage, welche auf der Frequenz von 40 KHz arbeitete. Danach beherrschten seine edlen Fernsteuerungen gute 10 Jahre lang den Schweizer Markt im oberen Preissegment.

rote Digi FlyDie legendäre rote Digi-Fly, die erste Proportional-RC-Anlage, wie sie Bruno Giezendanner an der WM 1969 und 1971 flog. Eine solche Fernsteuerung hat sich Gody mit dem Bau der Gehäuse selber verdient und hütete sie sein Leben lang. © Gody Wettstein

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Kleinserien-Produktion

An der Produktion dieser ersten Anlagen, die noch Kleinserien-Chrarakter hatten, war neben Karl Schwarz auch Gody Wettstein, ein gebürtiger Seebacher, beteiligt. Er fertigte die ersten Gehäuse bei sich zu Hause im Keller und im Wohnzimmer (!) in Wallisellen in einer kleinen 2,5 Zimmer-Wohnung. Gody Wettstein hatte 1967 gerade frisch geheiratet, war ein Modellflugfreak und baute zuvor Heissluftballone, dann Fesselflugmodelle und zuletzt auch RC-Modelle, wobei er seine Fernsteuerung gleich selber herstellte!

Wie in diesem Alter üblich, wuchs Godys Familie ein wenig und schon 1967 erblickte als erstes Kind Töchterchen Priska das Licht der Welt. Eine Familiengründung war nicht gerade billig und so nahm er auch in seiner Freizeit den einen oder anderen Auftrag an und baute unter anderem die ersten Seriengehäuse für die Digi Fly-Fernsteuerung. Klein Priska war 1968 neben dem Vater ebenfalls 'stark in den Bau der Digi Fly-Gehäuse involviert', welche der Papi als gelernter Mechaniker im heimischen Keller zusammen baute und dann auf dem Wohnzimmerboden aufstellte. Priska und Digi FlyPriska trampelte nämlich unsicheren Schrittes zwischen die aufgestellten, vollendeten Gehäuse und fiel dann um, worauf sie herzzerreissend zu weinen anfing, weil sie erschrak, als ihr die Gehäuse um die Beinchen zu purzeln begannen. Papi Wettstein hat die Kleine danach auf die Arme genommen und beruhigt, nicht ohne sie zuvor noch schnell zu fotografieren. Später hat er dann erleichtert festgestellt, dass die Gehäuse keine Kratzer abbekamen. © Gody Wettstein


Der Lohn für harte Arbeit

Für seine Arbeit beim Bau der ersten Serie der 5-Kanal Digi Fly-Gehäuse bekam Gody Wettstein als Belohnung von Albert Frei eine komplet ausgerüstete RC-Anlage, welche er bis heute immer noch hütet. Da die Digi Fly-Fernsteuerung damals einen Riesenschritt vorwärts bedeutete und ein Heidengeld kostete, war dieser Lohn bei Gody als RC-Flieger hoch willkommen. Er flog seine Modelle fortan mit einer Weltmeister-Fernsteuerung trotz knappem Budget!


Weiterentwicklung

Nach der roten Digi Fly folgte dann die blaue Anlage und um 1975 herum die gelbe. Diese wurden als 5- und 7-Kanal-Anlagen hergestellt. In den 70er Jahren waren sie in der Schweiz weit verbreitet und auch als Occasionen in gutem Zustand zu bekommen. Die teuren RC-Anlagen (Typ PR) von Digi Fly, welche über Fr. 2'000.-- kosteten, wurde nur kurze Zeit in kleinen Serien produziert und sind daher auch nur sehr selten zu finden.

Die Umstellung auf 40 MHz und die neuen Antriebe mit Elektromotoren bereiteten den Digi Fly-Anlagen zunehmend Schwierigkeiten und verursachten Störungen. Mit einer letzten auf den neuesten Stand gebrachten Digi Fly PR mit Steckmodulen, versuchte Albert Frei Ende der 70er Jahre nochmals in den Markt einzudringen. Diese Anlage war aber sehr teuer und die viel billigeren japanischen Fernsteuerungen, die gerade auf den Markt kamen, waren technologisch auf einem besseren Stand. In den 1980er Jahren übernahmen dann die Computersteuerungen das Zepter.


Quellen:

  • Gody Wettstein (Bau der ersten Gehäuse)
  • Urs Leodolters Website unter Digi Fly (div. Textpassagen)

 

Letztmals redigiert: 22.12.2024