Cesi von Streil, Hope, Info zum Modell von Arnold Wirz
Vorgeschichte
Vom Cesi besitze ich 20 Modelle, welche sich alle ein wenig voneinander unterscheiden. In diesem Beitrag zum Cesi wird die ganze Geschichte des Modells erwähnt, im Anschluss noch jene Modelle, die erheblich vom Original abweichen.
Hier sieht man meinen 1. Cesi im Originalzustand aus der ersten Serie ab 1954. Lediglich das verloren gegangene Seitenleitwerk musste ich rekonstruieren. Die Bespannung der Tragflächen musste an einigen Stellen repariert werden. © Arnold Wirz
Der Cesi war ursprünglich ein Baukasten aus dem Hause von Christel und Willy Streil in Zürich und wurde von ihnen als CES-Schnellbaukasten erstmals um 1954 oder etwas später vertrieben. Er bekam seinen Namen nach dem Firmenkürzel CES. Die Bedeutung von CES konnte ich noch nicht eindeutig klären, doch scheint es aus den Initialen des Namens von Christel Streil gebildet worden zu sein. Das E ist noch ungedeutet und könnte den ersten Buchstaben ihres zweiten Vornamens sein.
Der Cesi ist eine Konstruktion von Fritz Sidler. Es war Willy Streil, der auf Fritz Sidler aufmerksam wurde, weil seine Modelle an Wettbewerben recht oft gut abschnitten. Solche Modelle suchte Willy Streil für seine Schülerbaukästen und wurde mit Fritz Sidler einig, dass er den Cesi vertreiben durfte. Von Fritz Sidler stammte somit nur das Modell, nicht aber der Name. Fritz Sidler war Primar- und später Sekundarlehrer im Schulhaus Altenburg in Wettingen AG und ein aktives Mitglied der Modellfluggruppe Wettingen, heute Modellflug-Sportverein Wettingen. Er entwarf den Cesi in den frühen 1950er Jahren als Freiflug-Wurfgleiter. Neben dem Modellflug war Fritz Sidler auch ein begnadeter Pianist, Komponist und Laienschauspieler bei einem kleinen Badener Theater. Er lebte von 1919 bis 1976. Leider ist er allzu früh verstorben, doch seine von ihm konstruierten Modelle überlebten über alle Zeiten hinweg. Noch im Jahre 2015 traf ich auf Personen, die seine Modelle kannten und teilweise bis heute fliegen. In meiner Sammlung alter Segelflugmodelle und Wurfgleiter stammen gute 50% der Modelle aus seiner Hand.
Die Mitbewerber des Cesis
Sie hiessen kleiner Uhu, Kö A, TV-Kö, Balsus usw. und kamen in den mittleren bis späten 1950er Jahren auf den Markt, später folgte noch der Graupner Honey. Sie waren anfänglich ausschliesslich Wurfgleiter für den Anfänger, welcher seine ersten Erfahrungen von einer kleinen Erhebung aus sammelte. Es dauerte dann nicht lange, bis diese Modelle ausgebaut wurden und zwar für den Hochstart, mit Thermikbremse und mit einem voreingestellten Seitenruder. Ein anderer Weg war, das Modell etwas zu vergrössern. So entstand dann der Kö mit noch mehr Konkurrenten. Sie alle mündeten dann in der damaligen Klasse A1.
Schulbaukasten
Der Cesi hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kö A mit dem gleichen Jahrgang. Der Cesi gilt als ideales Modell für Anfänger und eignet sich hervorragend für den Bau im Werkunterricht in Schulen und Vereinen oder als Start ins Hobby Modellfliegen ganz allgemein. Dank dem erfolgreichen Einsatz im Werkunterricht der Schulen trug er anfänglich viel zum Wachstum der Firma Streil bei. Er war in den 1950er Jahren der Bubentraum schlechthin und wegen seines fairen Preises auch für manche Eltern ein erschwingliches Weihnachtsgeschenk. Wie viele Baukästen bis heute vertrieben worden sind, ist leider ungezählt, doch schätze ich, dass es sicher weit über Zehntausend waren.
Der Baukasten hat bis heute überlebt und wurde nach dem Ende der Firma C. Streil & Co. durch HOPE-Modellbau in Schöftland AG weiterhin angeboten. Heute wird der Cesi von Createc AG in Worb BE unter der Artikel-Nr. 10.2272 direkt vertrieben. Die Firma ist spezialisiert auf Bastlerartikel aller Art. Der Cesi wird auch heute noch über zahlreiche Modellbaugeschäfte verkauft und ist z.B. in Zürich bei Wieser Modellbau erhältlich. Der Preis liegt im Bereich um Fr. 35.-- (2014). Damit feierte der Cesi im Jahre 2014 seinen 60. Geburtstag! Ein Riesenerfolg für den Konstrukteur Fritz Sidler.
Nachtrag IGA 2024: Der Cesi ist bei Createc AG nach wie vor erhältlich. Cesi kann auch bei Leomotion.ch bezogen werden. Damit feiert Cesi mittlerweile den 70. Geburtstag. Welches Modell kann von sich sagen, 70 Jahre ununterbrochen und unverändert erhältlich zu sein!
Aufbau
Der Cesi wird seit etwa 1960 ganz in Holzbauweise mit einer Rippentragfläche, Bespannung mit Graupners Japico-Seidenpapier sowie einem konventionellen Leitwerk aus Balsabrettchen hergestellt. Zuvor hatte er noch ein Höhenleitwerk in Rippenbauweise. Der Lieferumfang umfasst eine Bauanleitung mit 1:1-Schablone, Balsarippen, Balsabrettchen, Balsaleisten und Bespannpapier. Der Cesi ist kein A1-Segler, denn er besitzt kein verstellbares Höhen- und Seitenruder, keine Thermikbremse und auch keinen Hochstarthaken. Er ist ein reiner Wurfgleiter.
Bei späteren Bausätzen fand sich dann doch noch ein Hochstarthaken und ein Draht um dem Seitenleitwerk einen kleinen Einschlag zu verpassen und zwar noch zu Streils Zeiten. Während jener Zeit, als HOPE-Modellbau AG den Cesi vertrieb, fand ich in den beiden HOPE-Bausätzen den Hochstarthaken ebenso wie den Draht in der beiliegenden Plastiktüte, sodass man annehmen kann, dass HOPE das Modell unverändert weiter vertrieb, mit einer kleinen Ausnahme: Die Ballastkammer-Verschlussschraube wurde verkleinert.
Der Cesi fast wie ein A1-Segler
Wenn schon Hochstarthaken, dann gleich auch Thermikbremse, sagten sich schon damals manche Modellbauer. Warum eigentlich nicht? So kam ich auf die Idee, einen meiner Cesis nachträglich auch so umzubauen. Mein achter Cesi-Bausatz erhielt nun versuchsweise alle erforderlichen Änderungen, damit er wie ein A1-Segler fliegen kann, mit der einzigen Ausnahme, dass er beim Gewicht gute 90 g zu leicht ist, um als Freiflug-A1-Segler zu gelten. Mit diesen Umbauten wird er somit kein A1-Segler, sondern lediglich ein Freiflug-Segler.
Man kann den Cesi problemlos so ausstatten, denn ich habe das schon in den 1960er Jahren bei anderen Modellbauern gesehen. Es gab damals Freigeister, denen das Fliegen wichtiger war als die Standards der FAI. Sie flogen so, wie es ihnen gefiel. Der Cesi wurde damals von mutigen Modellbauern per Hochstartleine auf 50 m Höhe gebracht und auf gut Glück hin Fliegen gelassen, mit leicht eingeschlagenem Seitenleitwerk natürlich. Hin und wieder soll trotzdem einer entflogen sein.
Als richtiger Segler bekommt er bei mir nun eine Thermikbremse mit Glimmschnur. Diese erhöht das Fluggewicht um weniger als ein Gramm und hat folglich keinen Einfluss auf die Flugeigenschaften des Modells. So kann er kaum mehr entfliegen.
Flugeigenschaften des Normalmodells
Bei Windstille ist der Cesi gut am Abhang einzusetzen und fliegt pro 1 Meter Hanghöhe gute 15 Meter weit. Bei einem Hochstart mit 50 Meter Leine sind Flugzeiten von 3 Minuten oder mehr in Erinnerung, je nach Thermiklage.
Meine eigenen Cesis
Auch wenn es etwas verrückt klingt: Ich besitze tatsächlich 20 Cesis in verschiedenen Ausführungen mit den Jahrgängen 1954 bis 1990, wenn man die noch unvollendeten Bautaschen mitzählt. In den Bautaschen fanden sich Klebebänder und Firmensignete aus der Zeit um 1960. Diese alten Cesis habe ich allerdings nicht einzeln zusammengesucht, sondern ich bekam sie in 3 Lieferungen geschenkt, weil ich Sammler alter Segelflugmodelle bin. Die meisten von ihnen stammen aus Ferien-Baukursen der 1960er bis 1990er Jahre, bei denen einzelne Schüler den Kurs abbrachen und ihre Modelle beim Kursleiter zurückliessen. Dieser hat sie dann viele Jahre lang in unterschiedlichen Bauzuständen in Kartonschachteln über die Zeit gerettet und seinem Nachfolger übergeben ehe sie bei mir landeten und nun Stück um Stück vollendet werden.
Entsprechend gross ist meine Begeisterung, vor allem für jene 7 Modelle aus der Frühzeit des Modells. Für mich gelten diese als historisch. Eines der Modelle stammt noch aus der Jugendzeit von Hans Toniolo und hat etwa den Jahrgang 1960 und drei sind noch älter, haben sie doch alle das Höhenleitwerk in Rippenbauweise. Die ersten 14 Cesis habe ich inzwischen weitgehend vollendet, die restlichen 6 folgen nach und nach. Alle meine Cesis erhielten eine Nummer und werden äusserlich gut gekennzeichnet, damit immer der gleiche Flügel und das gleiche Leitwerk zum passenden Rumpf gelangt. Dies deshalb, weil ich aus Platzgründen alle Cesis vorerst auf einem Lagergestell in einem kleinen Reduit lagern muss.
7 Modelle aus den 1960er Jahren waren bereits vollendet und sind auch alle geflogen, weitere 5 waren teilweise vorgefertigt und nochmals 5 waren nur ganz geringfügig vorgefertigt, steckten aber alle noch in den weissen Bautaschen. Einige stammten aus der Zeit von C. Streil & Co und zwei waren von HOPE-Modellbau AG. 11 dieser Modelle habe ich wieder im Ursprungszustand so hergerichtet, dass man mit ihnen fliegen kann. Eines bekam zusätzlich eine Thermikbremse und wurde zu einem richtigen Freiflugsegler umgebaut. Ausser den ersten 7 Modellen bekamen bisher 4 Modelle eine von mir gebaute neue Flügelmontage, die wesentlich aerodynamischer ist. Durch die volle Ausnutzung der Länge der im Baukasten mitgelieferten Balsahölzer konnte ich die Spannweite dank den Mittelstücken von 81 auf bis zu 91 cm erhöhen. Sie bekamen auch ein Seitenruder mit einem flexibleren Kupferdrahtscharnier. Alles andere blieb im Originalzustand. Die originale Bespannung mit Seidenpapier habe ich ausgebessert, wo das möglich war und die neu gebauten Modelle erhalten eine Japanseidenbespannung, um sie haltbarer zu machen. Meist verwende ich jene Farben die im Bausatz vorgesehen waren, also rot, gelb und veilchenblau.
Die noch nicht vollendeten Modelle (15. bis 20. Cesi) werden erst etwas später gebaut, wenn ich wieder Zeit dazu finde. Vorerst warten einfach zu viele Modelle auf ihre Fertigstellung.
Technische Daten
- Spannweite: 81 cm bis 91 cm
- Rumpflänge: 63 cm bis 65 cm
- Höhe: 9.5 cm
- Flügeltiefe: 11 cm bis 11.7 cm
- Tragfläche: 8.9 dm², 10.7 dm²
- Höhenleitwerk: 2.1 dm²
- Gesamtflächeninhalt: 11 dm² bis 12.8 dm²
- Flächenbelastung: 14.36 g/dm² (1954) bis 10.71 g/dm² (neuere), 9.18 mit (Gummistart)
- Fluggewicht: 158 g (1954), 131 g (ab 1960 bis heute), um 100 g mit Gummistart
- Fluggeschwindigkeit: um 10 km/h im Gleitflug
- V-Stellung der Tragflächen: pro Flügelseite 7.5° bis 10°
Quellen:
- Homepage der Createc AG, Worb (einige Textpassagen + techn. Daten)
- Streil-Katalog 1960
- Bericht in "Modellflugsport" Heft 4/2013 zum Firmenjubiläum von Wieser Modellbau
- eigene
- Hermann Mettler (Foto)
- Hans Toniolo (Schenkung und Fotos)
- Leomotion.ch
- wiesermodell.ch
Dieser Beitrag wurde von Arnold Wirz am 29.6.2017 letztmals nachgeführt.
Letztmals redigiert: 27.03.2024
Der Bausatz eines Cesi, wie er von Streil vertrieben wurde. Es steht noch nichts von HOPE auf der Packung, da er damals noch von Streil produziert wurde, erkennbar daran, dass Streil auf seinen Bausätzen immer den Namen des Konstrukteurs erwähnte. © Arnold Wirz
Auf diesem Bausatz des Cesis sieht man, dass HOPE-Modellbau nun den Vertrieb übernommen hat. © Arnold Wirz
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An meinem 1. Cesi sieht man ein frühes Markenzeichen fast aller Flugmodelle von Fritz Sidler: Die gegen aussen sich verjüngende Flügelhinterkante, die sogenannte Sidler-Schränkung. © Arnold Wirz
Dies ist das Original-Höhenleitwerk des Cesis aus der 1. Serie. Wie man hier schön sieht, weist auch das Höhenleitwerk das typische Design-Merkmal von Fritz Sidler auf: Die sich gegen aussen verjüngende Hinterkante. © Arnold Wirz
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Dies ist mein zweiter Cesi, der ebenfalls noch aus der ersten Serie des Baukastens stammt. Der fehlende Rumpf wurde originalgetreu nachgebaut. Auch ein neues Leitwerk musste gebaut werden. © Arnold Wirz
Und das ist mein 3. Cesi aus der ersten Serie von 1954. Der Flügel ist noch original bespannt, weist aber zahlreiche Flickstellen auf, doch ist die Bespannung noch nicht brüchig. Auf diesem Foto musste das rote Leitwerk des Cesi 2 herhalten. © Arnold Wirz
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Hier ein Gruppenfoto meiner ältesten vier Cesis, die bis auf die Bespannung fertig restauriert sind. © Arnold Wirz
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Hier eine Aufnahme meines 4. Cesi in Originalfarben. Das Modell weist nur 3 kleine Schäden an der Bespannung auf. Es ist hier nicht staubig, es sind nur Lichtreflexe der alten Bespannung. Das Modell stammt aus dem Jahre 1960 oder bald danach. © Arnold Wirz
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Dies ist mein 6. Cesi Er wird gelb bemalt und bespannt und war früher einmal ein Übungsmodell. Er bekam eine neue Frontpartie, da die alte zersplittert war. © Arnold Wirz
Vorne mein 5. Cesi, dahinter mein 8. Cesi. Wenn man genau hinschaut sieht man, dass er etwas mehr Spannweite und ein Höhenleitwerk mit Rippen hat. © Arnold Wirz
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Mein 8. Freiflug-Wurfgleiter Cesi ist im Rohbau vollendet. Nun folgt noch etwas Feinarbeit, die Farbe und die Bespannung sowie das Austesten der korrekten Funktion der Thermikbremse. © Arnold Wirz
Hier sieht man das hochgeklappte Leitwerk an meinem 8. Cesi. Ein 5.5 cm langes mit den Rundholzstäben verklebtes Stück Nylonfaden sorgt dafür, dass das Leitwerk in dieser äussersten Stellung verharrt. Der 2. Gummiring sorgt für die Spannung. © Arnold Wirz
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Diese beiden 4 mm-Kunststoffschrauben in der Flügelmitte meines 8. Cesis werden in die passenden Öffnungen über dem Rumpf geschraubt. Dank dem Senkkopf erzeugen sie keine Luftwirbel. © Arnold Wirz
Ohne die Düberl für die Gummirunge sieht es jetzt unter den Flügeln meines 8. Cesis so sauber aufgeräumt aus. © Arnold Wirz
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Der 9. Cesi-Bausatz, so wie er von einem Kursteilnehmer um 1961 zurückgelassen wurde, als er den Baukurs abbrach. Das geschätzte Jahr des Abbruchs basiert auf dem Abziehbild mit dem Streil-Firmenlogo, welches dem Bausatz immer noch beilag. © Arnold Wirz
Die Aufnahme von der Seite her zeigt den deutlich schlankeren Rumpf meines 12. Cesis. Im ausgebauten Rohbau kommt das Modell auf 84 g, bespannt und mit Farbe besprüht werden es etwas mehr als 100 g sein.
© Arnold Wirz
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Hier sieht man meinen versuchsweise auf Motorantrieb umgebauten 14. Cesi. Dieser hat sich schon beim Bau als Irrweg erwiesen und wurde wieder zu einem ganz normalen Cesi zurückgebaut. Den breiteren Vorderrumpf habe ich belassen. © Arnold Wirz