Bye Bye von Streil, Hope, Info zum Modell von Arnold Wirz

 

Vorgeschichte

Der "Bye-Bye" war ursprünglich eine Kreation aus dem Hause von Christel und Willy Streil in Zürich und wurde von ihnen als CES-Schnellbaukasten erstmals in den 1960er Jahren vertrieben. Die genaue Jahreszahl für den ersten Baukasten ist allerdings noch nicht genau bestimmt und kann erst bestätigt werden, wenn die OGS die ältesten Streil-Kataloge studiert hat. Noch sucht die OGS diese Kataloge. Es ist eine Konstruktion von Fritz Sidler, welcher Mitglied bei der Modellfluggruppe Baden, später umbenannt in MFG Wettingen war. Der "Bye-Bye" galt zu jener Zeit als erstklassiger Leistungssegler in der damaligen FAI-Klasse A2 und hatte sehr angenehme Flugeigenschaften.

Fritz Sidler gab ihm den Namen "Bye-Bye" aus einem sehr triftigen und verständlichen Grund: A2-Segler neigten gelegentlich gerne zum Entfliegen, vor allem, wenn die Thermikbremse nicht auslöste. Der Name Bye-Bye bedeutet somit nicht nur "Auf Widersehen", sondern war zugleich eine Aufforderung an das Modell, zurück zu kehren. Nomen est Omen! Der Bye-Bye war nach dem Cesi und dem Piccolo das dritte Modell von Fritz Sidler, welches Willy Streil als Schülerbaukasten auflegte. Einziger Unterschied zu den vorangehenden Modellen war der Name, der diesmal ebenfalls von Fritz Sidler stammte.

Dank der Mithilfe des heutigen Modellflug-Sportvereins Wettingen und im speziellen von Rolf Girsberger kam ich zu Fotos aus jener Zeit. Auf einer ist ein früher Prototyp des Bye-Byes zu sehen. Man erkennt, dass Fritz Sidlers Modell ursprünglich etwas längere Flügelohren hatte, nämlich 11 statt 8 Rippen. Ferner war das Höhenleitwerk an den Randbögen gerundet und der Vorderrumpf war etwas höher. Das lässt vermuten, dass der Bye-Bye erst um etwa 1964 als Baukasten herausgebracht wurde.

Wegen seiner kürzeren Spannweite von nur 163.5 cm war er dem Rüebliländer, der Schwalbe, dem Kö III, dem grossen Uhu und dem Kö C ganz leicht unterlegen. Wer aber nicht auf Spitzenleistung aus war, sondern vor allem aus Freude flog, hatte mit dem Bye-Bye einen etwas handlicheren Segler zur Hand, was den kleinen Nachteil auf andere Art wieder ausglich. Wie viele Baukästen des Bye-Byes die Streils vertrieben haben, ist nicht bekannt, doch schätze ich, dass er über tausend direkt an Ladenkunden vertrieben hat. Weit mehr dürften an die Schulen verkauft worden sein.

 

Schulbaukasten

Seine grosse Zeit hatte der Bye-Bye von 1964 bis 1968, als er erst wenige gut bekannte Konkurrenten hatte, danach liessen die Verkaufszahlen im Ladengeschäft nach, während das Modell im Werkunterricht an den Schulen noch weitere zehn Jahre sehr gefragt und bei den Instruktoren sogar beliebt war. Sein einfacher Aufbau machte es sowohl den Lehrern wie den Schülern etwas leichter. C. Streil vertrieb den Bausatz für die Käufer im Laden in einer schönen Aufmachung in der bekannten blau-gelben Kartonschachtel mit dem rot-gelben Namenszug. Die letzten Exemplare gingen noch bis in die 1970er Jahren über den Ladentisch

Bye Bye VerpackungDies ist die vereinfachte Verpackung des CES-Baukastens des Bye-Byes für die Schulen. © Arnold Wirz

Das Schulamt der Stadt Zürich bestellte letztmals sogar noch 1978 (!) eine grössere Anzahl Bausätze im billigeren gelben Plastikbeutel. Dann kam das Ende der Produktion. Wenn 1964 als Erscheinungsjahr stimmt, dann wurde das Modell 14 Jahre lang produziert.

Die OGS hat kürzlich ein paar weitere Baupläne samt Baubeschrieb erhalten, doch fehlt auch dort eine Jahreszahl. Klarheit wird erst bestehen, wenn ich Zugang zu alten Streil-Katalogen bekomme.

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Aufbau

Der originale Bye-Bye besass einen Vollholzrumpf mit einem Buckel im Flügelbereich, der exakt die Form des Flügelquerschnitts aufwies. Daran wurden die Flügel befestigt. Er besass auf jeder Seite 22 Balsarippen zuzüglich der Aussenrippe, welche mit dem Randbogen verklebt wurde. Der Flügel besass je eine kräftige Front- und Endleiste aus Balsa und zusätzlich zwei Flügelholme aus Kiefernholz und zwar bis ganz aussen. Der Bye-Bye hatte, ganz grob betrachtet, eine gewisse äussere Ähnlichkeit mit dem Pfiff von Bucher.

Die Flügel wurden in der Anfangszeit mit gelbem oder rosarotem Bespannpapier und Spannlack bespannt. Diese Art der Bespannung war ziemlich heikel auf Berührungen oder Landungen auf Stoppelfeldern. Gewieftere Modellbauer mit einschlägiger Erfahrung gingen dazu über, das Modell mit der sehr leichten farbigen Japanseide zu bespannen. Diese machte das Modell zwar etwas schwerer, doch dank der Erfahrung merkte man rasch, dass zweimal mit Lack bespannen völlig ausreichten. So wurde das Modell nur etwa 10 g schwerer. Dafür hatte man mit der Bespannung 40 Jahre lang Ruhe und erst noch den Effekt der leichten Transparenz des Flügels, welcher den filigranen Aufbau ein klein wenig durchschimmern liess.

Wie auch der Kö III besass der Bye-Bye ein grosses Höhenleitwerk von 4.3 dm² Fläche und er war mit einer Thermikbremse ausgestattet. Diese konnte mit einer Glimmschnur oder mit einem Uhrwerk ausgelöst werden. Da die ausgelöste Thermikbremse das Höhenleitwerk steil anstellte, war das Seitenleitwerk vor dem Höhenleitwerk angeordnet. Zum Starten benützte man damals eine Hochstartseilwinde und konnte so das Modell auf eine Ausgangshöhe von bis zu 50 Metern bringen, was auch an ruhigeren Tagen meistens reichte, Thermikanschluss zu finden.

Bye ByeMein später Nachbau von 2014 des ursprünglichen Bye-Byes aus dem Jahre 1954? (1964?). Der Baukasten von 1978 weist gegenüber dem Modell von 1954? (1964?) keine erkennbaren Änderungen auf. © Arnold Wirz

 

Bye ByeDer Anblick von schräg oben lässt bereits ein wenig das Flugbild erahnen. Das Höhenleitwerk ist noch nicht original und dient hier nur als Attrappe. © Arnold Wirz

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HochstarthakenSo sah der Starthaken beim Bye-Bye aus. Es war dasselbe Produkt wie beim Kö III, dem Kö C, der Schwalbe, dem Rüebliländer usw. © Arnold Wirz

 

ZeitschaltuhrMit einer solchen Zeitschaltuhr wurde die vorgegebene Zeit für das Auslösen der Thermikbremse eingestellt. Hier eine solche von KSB, später gab es auch eine ganz ähnliche von Graupner unter der Best.-Nr. 153 und dann noch als Letzte die 154. © Arnold Wirz

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Sidler-Scharnier

Eine Besonderheit, der ich bisher noch nie begegnet bin, ist das von Fritz Sidler benützte Scharnier für das Seitenruder. Es besteht aus einem Stück Stoffband, wie man es bei Handtüchern und Waschlappen für die Henkel benützt, um sie aufhängen zu können. Ein solches Scharnier ist unterhaltsfrei, hält fast ewig und wiegt nichts. Wie man es montiert, sieht man auf den Fotos.

Sidler ScharnierDas Seitenleitwerk besteht aus zwei Balsaholzbrettchen, zwischen die man das Henkelband klebt. © Arnold Wirz

 

Sidler ScharnierNun klebt man das überstehende Henkelband an das eine Seitenruderteil. © Arnold Wirz

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Sidler ScharnierZuletzt klebt man das zweite Seitenruderteil darüber und lässt es ein paar Minuten trocknen. Dieses Scharnier ist unsichtbar und fast schwerelos und es hält sehr, sehr lange. © Arnold Wirz

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Flugeigenschaften

Der Bye-Bye reagierte dank seinem geringen Gewicht von nur 400 bis 420 g sehr rasch auf die kleinste Thermik und wurde dann schnell in die Höhe getragen. Man war also gut beraten, wenn man das Seitenleitwerk so einstellte, dass das Modell nicht allzu grosse Runden drehte und noch wichtiger war, die Thermikbremse auch zu benützen. Nur im einfachen Hangflug bei Windstille konnte man ohne diese Vorrichtung fliegen. Es kam dennoch bei fast allen Modellen der A2-Klasse immer wieder vor, dass sie bei guter Thermik entflogen, daher haben die meisten Modellbauer ihrem Modell gut sichtbar ihren Namen mit Adresse aufgeklebt. Das Entfliegen hatte meist zwei Ursachen: 1. Indem man das Uhrwerk nicht richtig einstellte oder gar vergass es einzustellen. 2. Das niedrige Gewicht und die damit verbundene, kleine Flächenbelastung verblies die Modelle schon bei leichtem Wind nur allzu gerne und bei Thermik stiegen sie schnell in so grosse Höhen, dass die nach 5 oder 6 Minuten ausgelöste Thermikbremse das Modell weit ausserhalb der Sichtbarkeitsgrenze landen liess.

 

Meine eigenen Bye-Byes

Mein erster eigener Bye-Bye entstammt der letzten Produktionsserie für das Schulamt der Stadt Zürich von 1978. Aus einem dieser Baukästen habe ich 2014 den Flügel neu aufgebaut und mit Spannseide bezogen. Einen bereits fertigen Rumpf aus den 2000er Jahren bekam ich zum Bausatz geschenkt. Diesen habe ich inzwischen gelb lackiert. Die Flügel werden im gleichen Gelb besprüht und erhalten runde Schweizerkreuze, wie viele meiner Schulmodelle. Ich benütze zum Besprühen meistens die nicht ganz billigen, aber qualitativ hervorragenden Sprühdosen von Tamiya mit der Farbnummer PS-19. Für den Bye-Bye benötigt man knapp 2 Dosen. Sie haben den Vorteil eines absolut perfekten Sprühnebels ohne Tropfenbildung und die Farbe deckt recht gut und sie wiegt sehr wenig, da die Lackschicht äusserst dünn ist.

Der Bye-Bye gehört in meiner Sammlung in die Gruppe der antiken Segler und kommt gelegentlich noch zum Fliegen, wenn ich ihn an Nostalgie-Treffen vorführe. Das erfolgt dann mit einem schwungvollen Handstart im Freiflug oder am Hang und mit starrem Höhenleitwerk und ohne Thermikbremse.

Mein zweiter, grüner Bye-Bye gehört ebenfalls zur letzten Serie und wurde offenbar erst etwas später gebaut, als die damals noch neue Folie Oracover bereits erhältlich war. Diese Folie ist relativ dick, dafür leichter aufzutragen und leider nicht transparent. Doch dafür hat der Erbauer sich sehr viel Mühe gegeben, das Modell sauber hinzubekommen. Der frühere Besitzer und Erbauer ist mir namentlich nicht bekannt, doch aufgrund der Bauausführung erkenne ich ganz klar gewisse Ähnlichkeiten zu meinen Modellen Libelle und Moeve. Ich habe diesen Bye-Bye von Hans Toniolo als Schenkung zuhanden meiner Sammlung antiker Modelle erhalten. Auch dieser 2. Bye-Bye ist als A2-Segler eingerichtet.

Bye ByeAuf diesem Foto erkennt man, dass die grüne Folie nicht matt, sondern reflektierend ist. Das Modell bekam ich anlässlich einer Räumung geschenkt. Es ist noch nie geflogen und sieht aus wie neu und es wurde auch sehr professionell gebaut. © Arnold Wirz

 

Bye Bye Hier sieht man einen sehr sauber gebauten und mit dunkelgrüner Oracover-Folie bespannten Bye-Bye. Das genannte Baujahr 1988 ist noch unsicher. Ich vermute dieses Jahr wegen der verwendeten Bespannung. © Arnold Wirz

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Bye ByeAuf diesem Foto sieht man ganz vorne einen Bye-Bye von Fritz Sidler mit der Immatrikulation BA 6B. Das Foto wurde aufgenommen am 19.3.1961 anlässlich eines Leistungswettbewerbs in Sulgen TG. © zvg von Rolf Girsberger

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Varianten des Bye-Bye

Ein Thurgauer Modellbauer hat 2012 einen alten Bye-Bye auf RC-Steuerung umgebaut und elektrisch motorisiert. Mehr siehe hier Bye Bye Elektro Segler

 

Technische Daten des Urmodells

  • Spannweite: 163.5 cm
  • Rumpflänge: 93.5 cm
  • Flügeltiefe innen: 15 cm
  • Flügeltiefe aussen: 12 cm
  • Flügelstreckung: 11
  • Bespannung: Seidenpapier oder Japanseide + Spannlack
  • Tragflächeninhalt: 23.5 dm²
  • Höhenleitwerkflächeninhalt 4.3 dm²
  • Flächenbelastung: 16.96 g/dm²
  • Flächenbelastung mit Höhenleitwerk: 14.03 g/dm²
  • Fluggewicht: 390 bis 400 g, je nach Bespannung
  • Fluggeschwindigkeit: um 13 km/h im Gleitflug
  • V-Stellung der Aussenflächen: ca. 15 °

 

Quellen:

  • SMV
  • Streil-Katalog
  • OGS-eigene
  • Hans Toniolo (Schenkung eines flugfertigen Bye-Byes)

 

Letztmals redigiert: 27.3.2024