Höllein Libelle Competition (RC-Segler/RC-Elektro-Segler)

Die gute alte Ur-Libelle

Die Libelle habe ich im Jahre 1990 als Bausatz eines reinen Modellsegelflugzeuges, konstruiert von Stefan Höllein, Coburg D, über einen Schweizer Händler erworben und zwar gleichzeitig mit meinem langjährigen Modellflugkameraden Peter.

Wirz LibelleMeine erste Libelle war mein zweites RC-Modell, hier vorgeflogen von einem guten Bekannten. © Arnold Wirz

Ich selber wagte keine Steilkurven, da ich nur sehr weite Kreise und Geradeausfliegen halbwegs 'beherrschte'.

Peters LibellePeters Libelle lebt immer noch, doch hat er sie mit einer anderen Folie bezogen als ich. Da ich nur ein einziges Foto von meiner ersten Libelle machte, sieht man nebenan auch ein Bilde von Peters Libelle! © Arnold Wirz

 

Multitalent

Die Libelle kann sowohl als Wurfgleiter, als RC-Segler oder als RC-Elektro-Segler eingesetzt werden. Es ist tatsächlich möglich, die Libelle als Wurfgleiter von Hand in die Thermik zu werfen. Am leichtesten gelingt das natürlich am Hang, doch konnte ich selber beobachten, dass es gute Werfer auch auf offenem Feld schaffen, speziell natürlich an windstillen, warmen Tagen. Denn wenn die Libelle einmal von der Thermik erfasst wird, dann steigt sie sofort. Und dann ist sie ein reinrassiges RC-Segelflugmodell. Man konnte die Libelle auch mit einer Seilwinde hochziehen, wenn jemand das wollte. Von der Libelle gibt es seit Jahrzehnten unterschiedliche Modelle, doch ist ihnen allen eines gemeinsam: Je älter die Bausätze sind, desto klassischer ist ihre Bauweise. Je neuer sie sind, desto weniger haben sie leider etwas mit Balsaholzbaukunst zu tun. 

 

Schönheit

Die Bausätze sind perfekt und wenn man das Modell sauber baut, dann fliegt es traumhaft schön. Die alte Libelle war auch ein sehr schön gestaltetes Modell. Ich habe den Rumpf ursprünglich mit weisser nicht transparenter Folie und die Flügel mit gelber und roter Klarsichtfolie bezogen, ohne jegliche Zierstreifen oder dergleichen. Bis heute gibt es viele Modellflieger, welche die Flügel mit farbiger Klarsichtfolie bespannen, damit man auch die innere, bauliche und konstruktive Schönheit des Modells erkennen kann. Seit dem Einsatz von Kohlefaser im Flügelbau, ging dieser Vorzug aber wieder etwas verloren.

Mich überzeugte in den frühen 1990er Jahren noch mehr die schöne, ausgewogene Gestalt der Libelle. Etwas später habe ich die Flügel meines Modells nach einem Transportschaden mit weisser Folie bezogen, daher war dann von den Rippen kaum mehr etwas zu sehen. Mein Modell hatte ein V-Leitwerk, war relativ klein und leicht und entsprechend handlich im Umgang. Es hatte eine Spannweite von 148.8 cm, einen geteilten Flügel, eine Rumpflänge von 85 cm und wog startbereit knapp 400 g. Das niedrige Gewicht schien mir wichtig, weil ich dachte, dass ein leichtes Modell bei einem Absturz weniger beschädigt wird als ein schwereres.

Die Libelle war der einzig richtige nächste Schritt nach dem Schulsegler Pfiff gewesen. Ich habe das Modell Anfang 1990 fertig gestellt, doch leider nur ein paar wenige Male von einem kleinen Abhang geflogen. Höher als 3 bis 5 Meter flog sie aber nie, da ich Angst hatte, sie zu zerstören. Im Vergleich zum Bucher Pfiff verhielt sich die Libelle allerdings viel weniger ruhig. Ein mit Segelflugmodellen sehr erfahrener Modellflieger riet mir, die Libelle mit etwas Bleiballast zu beladen, damit sie etwas stabiler in der Luft läge, doch das traute ich mich nicht, weil ich fürchtete, dass sie dann bei den bei mir gewohnt ruppigen 'Landungen' beschädigt würde.

 

Schicksal meiner ersten Libelle

Statt die wunderschöne Libelle damals mit einem Speed 300-Motor, einem Regler und einem etwas grösseren Akku zu ergänzen, was der preisgünstigste Weg gewesen wäre, kaufte ich dann ein neues Modell und zwar den Graupner Junior und die Libelle blieb für 3 Jahre im Schrank, ehe ich mit ihr allerlei Experimente machte und sie schliesslich verkaufte, was ich später sehr bereute.

 

Meine zweite Libelle

Libelle Competition 2Am 5.11.2016 hatte ich dann das Glück, eine Libelle neuerer Bauart gebraucht zu erwerben. © Arnold Wirz

Es war ein RC-Modell des Typs E-Libelle Competition II, welches als Elektro-Segler ausgelegt war, jedoch ohne Motor, Regler und Akku sehr günstig zum Verkauf kam. Bei der näheren Inspektion stellte ich ausser der welligen Flügelfolie fest, dass der ganze Flügel durchhing und speziell die Flügelhinterkanten äusserst wabbelig gebaut waren und dass er auch keine Balsaholz-Nasenleisten besass, sondern nur dünne Kohlefaserstäbchen. Insgesamt machte das Modell den Eindruck, sehr hart ausgeflogen worden zu sein. Daher entschied ich, Teile des Flügels wie Nasen- und Endleisten durch solche aus Balsaholz zu ersetzen, die wesentlich mehr Festigkeit und Langlebigkeit aufweisen, mehr Profiltreue beim Bespannen ermöglichen und leichter reparierbar sind. Der Profiltreue werde ich zusätzlich dadurch näher kommen, dass ich auf den Kohlefaserhauptholm noch eine 2 x 4 mm-Balsaleiste klebe. Auch Verstärkungsecken gehören dazu. 

Die kakaduartige Bespannfolie wanderte in den Abfall und wurde durch eine saubere Japanseide-Bespannung ersetzt. Diese ist zwar deutlich zeitraubender zum Aufziehen und auch etwas schwerer, doch gleicht sich das durch bessere Langsamflugeigenschaften wieder aus. Selbstverständlich wird dabei die Gelegenheit benützt, den Flügel zweiteilig zu gestalten, um das Modell leichter transportieren zu können. Befestigt wird der Flügel am Rumpf neu mit nach vorne gerichteten Steckzapfen und mit zwei Kunststoffschrauben an der verstärkten Flügelhinterkante. Der Flügelmittelteil wurde bereits kastenförmig verstärkt und zwar mit Balsaholz und 0.4 mm-Sperrholz. Die Flügelmitte erhält nun eine leicht stärkere V-Stellung. Die beiden Kohlefaserholme werden durch einen kurzen, leicht geknickten Alu-Stab von 4 mm Stärke verbunden.

Libelle Competion 2 Umbau Flügel

Hier sieht man oben den originalen Flügel und unten den von mir verstärkten Flügel. Neben der Trennung in zwei Flügelhälften gibt es auch noch eine Verstärkung der Flügelwurzel. ©Arnold Wirz

Eine umgebaute Flügelhälfte wurde dadurch 22 g schwerer. Dabei ist das Zusatzgewicht durch die Trennung der Flügel in zwei Hälften eingeschlossen. Das neue Kreuzleitwerk nach dem Vorbild der Libelle Evo wurde 3 g schwerer als das alte V-Leitwerk. Die Verstärkungen beim Rumpf wiegen 14 g. Die neue Bespannung samt Lackierung von Flügel und Rumpf erhöhte das Gewicht um weitere 44 g. Die baulichen Änderungen summieren sich somit auf 105 g. Für Motor, Akku und Propeller resultiert gegenüber früher keine Gewichtserhöhung, sodass das Modell vermutlich etwa 520 g wiegen wird. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wird der provisorisch montierte Hacker B20 durch einen solchen mit Getriebe 1:4 ausgetauscht. Dann wird auch ein grösserer Propeller fällig.

Nun erhält das Modell einen extradünnen und dennoch gut deckenden Farbanstrich. Dann erfolgt der Einbau des Motors, des Graupner-Klapp-Propellers, des Reglers, des Akkus und des Empfängers. Gesteuert wird mit einer noch zu kaufenden RC-Anlage. Die vorhandenen Servos von Robbe werden beibehalten, ebenso das Steuergestänge. Als Akku benütze ich einen LiPo von epower mit 1300 mAh Kapazität. Nach Beendigung dieser Arbeiten ist das Modell von fast allem unnötigen Plastik befreit. Mit Ausnahme des Kohlefaser-Hauptholms ist meine neu erworbene Libelle nun wieder ein klassisches Balsaholzmodell für die RC-Schulung. Libelle Competition 2 fertig

RC-Elektro-Segler Libelle Competition II. Die eine Flügelhälfte ist bereirs mit Japanseide bespannt. © Arnold Wirz

Dem etwas erhöhten Gewicht stehen dafür mehr Stabilität und etwas mehr Tragfläche gegenüber, sodass sich an den Flugeigenschaften per Saldo nicht viel ändern wird. Abgesehen vom Kreuzleitwerk sieht das Modell weitgehend gleich aus wie die E-Libelle Competition II.

 

Schicksal des Modells

Aus Altersgründen habe ich das RC- und Freifliegen im Herbst 2016 aufgegeben und bin in die Nähe meiner Kinder gezogen. Leider habe ich nun nicht mehr das Privileg einer Wohnung mit mehreren Bastelzimmern. Dementsprechend habe ich meine Sammlung von Modellflugzeugen stark reduzieren müssen. Verblieben sind die Fesselflugmodelle, mit denen ich 1958 begann. Ein paar ganz wenige RC-Modelle, die mir etwas ans Herz gewachsen waren, habe ich behalten und zu Fesselflugmodellen umgebaut oder zerlegt und die Einzelteile zu neuen Fesselflugmodellen weiter verarbeitet.

 

Technische Daten der alten Höllein Libelle als RC-Segler:

  • Spannweite: 148.8 cm
  • Flügeltiefe: 18 cm
  • Profil: S-4083
  • Länge: 86.6 cm
  • Höhe: 11 cm
  • Flügelfläche: 23 dm²
  • Flächenbelastung: 17.2 g/dm²
  • Leitwerk: V-Stellung 108°
  • Gewicht: ohne Empfänger, Akku und Ballast: 260 g
  • Gewicht flugfertig: ca. 395 g
  • RC-Ausrüstung: 1 Empfänger, 2 Servos, ein 4.8 V-NiCd-Akku

 

Technische Daten der neuen Competition II als RC-Elektro-Segler:

  • Spannweite: 151 cm ohne Winglets, 156 cm mit Winglets
  • Flügeltiefe: aussen 12, innen 16.5 cm
  • Profil: S-4083 mod.
  • Länge: 78.7 cm
  • Höhe: 15 cm
  • Rumpf + Leitwerk, roh 120 g
  • Flügel, roh 140 g
  • Beplankung mit Spannseide: 40 g
  • Farbe: Tamiya Color TS-47 gelb + TS-86 rot, 25 g
  • Gewicht flugfertig: ca. 550 g
  • Flügelfläche: 23.32 dm²
  • Leitwerkfläche: 2 dm²
  • Gesamtfläche: 25.42 dm²
  • Flächenbelastung: ca. 22 g/dm²
  • Leitwerk: Kreuzleitwerk
  • Motor: Hacker B20 12L
  • Leistung: normal bis 150 W, kurzfristig 200 W
  • Getriebe: zurzeit einzeln nicht lieferbar, folgt später
  • Regler: Hacker X-30 Pro mit BEC
  • Propeller: Graupner 18 x 12 cm, alter Graupner Klapp-Propeller
  • Akku: epower 1300 mAh Kapazität 2S 7.4 V
  • Motorlaufzeit: bis 10 min ohne, bis 14 min mit Getriebe
  • Servos: Robbe PD-01413, 10 g
  • Empfänger: noch offen
  • Sender: noch offen

 

Der Beitrag wurde durch Arnold Wirz letztmals am 31.3.2018 geändert.

Quellen:AW

Letztmals redigiert: 7.6.2025