Graupner Mustang (Fesselflugmodell) von Arnold Wirz
Erinnerungen an das Original von Graupner
Dieses Flugmodell wird hier kurz erwähnt, weil dies 1959 mein erstes richtig motorisiertes Flugmodell war und in Seebach entstand und weil Fesselflug heute eher seltene Art des Modellfliegens geworden ist, vor allem in Seebach.
Der Mustang war ein zum Teil vorgefertigter Modellbausatz von Graupner, welchen mein Vater in verschwiegenen Stunden in seinem Bastelkeller zusammen baute.
Das knallrote Fesselflugmodell von Graupner des Typs North American P-51D Mustang habe ich zu Weihnachten 1959 vom Vater erhalten, samt Taifun Tornado 2.5 cm³-Modelldiesel-Motor und als Reserve kaufte er mir noch einen gebrauchten Taifun Hurrikan 1.
Im Bild der Graupner Mustang von 1959, aufgenommen kurz vor Weihnachten auf der verschneiten Terrasse in Zürich-Seebach. © Robert Berger-Wirz
Auf dieser Aufnahme fehlt der Maschine nur noch der Standard-Tank. © Robert Berger-Wirz
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Mit einem solchen Taifun Tornado hat mein Vater den Graupner Mustang ausgerüstet. Diesen Motor habe ich allerdings erst 2015 ersteigert. Er ist technisch einwandfrei. Einziger Mangel: Die Eloxierung ist etwas blass geworden. © Arnold Wirz
Diesen Taifun Hurrikan I bekam ich zusammen mit dem Graupner Mustang, der bereits mit einem Taifun Tornado bestückt war, als Reserve. Er war damals schon eine Occasion. Er hat alle Zeiten überlebt und ist heute mehr als 60 Jahre alt. © Arnold Wirz
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Die Düsennadeln der Taifun-Dieselmotoren hatten alle einen Materialfehler, der offenbar nie beseitigt wurde. Sie waren den seitlichen Kräften nicht gewachsen und brachen recht oft an der offenbar geplanten Sollbruchstelle direkt hinter dem Rändelrad vor dem Düsenstock. Daher waren die Düsennadeln von Taifun für die Händler ein ganz gutes Geschäft. Wahrscheinlich kauften die Händler die Ersatzdüsennadeln nicht per Gros ein sondern per Ster. Sie hatten bei Graupner die Bestellnummer 1401 und 1402/5. Zum Glück gab es kräftiger oder flexibel gebaute Düsennadeln von anderen Herstellern.
Im Bild eine Düsennadel des Taifun Tornado-Motors. Für die meisten Modelldiesel von Taifun, wie etwa Hobby, Rasant, Hurrikan und Tornado konnte man die gleiche Düsennadel benützen. Sie hatte die Bestell-Nr. 1402/5 und war ein sehr gefragter Artikel. © Arnold Wirz
Mit Ueli Urfer, einem damaligen Schulkameraden, habe ich den Mustang dann während den Sommerferien 1960 beim gedeckten Brüggli in Rümlang mehrmals geflogen, nachdem wir ihn zuerst im Wald ein wenig zur Probe laufen gelassen haben. Dies auch deshalb, weil der Teststand im Weihnachtsgeschenk inbegriffen war. Ueli spendierte den teuren Titan-D Treibstoff und kannte bereits den Umgang mit einem Modell-Dieselmotor, da er selber einen Taifun Blizzard oder einen Rasant mit 2.5 cm³ besass. Ausserdem brachte er einen Meister-Handgriff für die Flüge mit. Den Erstflug absolvierte aber Ueli selbst und zeigte mir, wie man das Modell steuerte.
Mit einem solchen Meister-Handgriff aus den 1950er Jahren wurde der Mustang im Juli 1960 beim gedeckten Brüggli in Rümlang geflogen. Es war der Handgriff von Ueli Urfer, den er vermutlich bei einem Bekannten ausgeliehen hatte. © Arnold Wirz
Nach etwa 6 Flügen löste sich die Verankerung des Alu-Steuerdreiecks, sodass wir nicht mehr weiter fliegen konnten. Ich nahm das Flugzeug auseinander und sah bald, dass es keinen Sinn machte, das Modell zu retten, da ich lieber ein solches mit einem richtigen Rumpf und nicht mit einem Balsabrettchen fliegen wollte. So zerlegte ich das Modell und rettete auf diese Weise alle jene Einzelteile, welche ich weiter brauchen konnte, also den Flügel, den Motor und die Motorhalterung, den Tank, das Fahrwerk und das Leitwerk, um diese bei späteren Modellen weiter zu verwenden.
Ueli kannte zudem das Mischungsverhältnis für den viel billigeren selbst gemischten Treibstoff: Ein Drittel Petrol, ein Drittel Rizinusöl und ein Drittel Äther lautete die einfache Formel. Und wir kümmerten uns nicht einmal darum, ob Volumen- oder Gewichtsprozente gemeint waren, denn wir mischten ja mit Messbechern und so ergaben sich die Volumenprozente von selbst. Seit etwa 1960 kaufte ich den Treibstoff in der Apotheke! Das kostete nur die Hälfte des Titan-Treibstoffs von Graupner und funktionierte prima. Vom Titan gab es den Treibstoff D und D plus in 5 dl-Blechkanistern. Um 1960 betrug der Preis so um Fr. 7.50 pro Kanister, was für einen Sekundarschüler etwa dem monatlichen Taschengeld entsprach und daher viel zu teuer war für uns.
Mit dem reparierten Flügel baute ich mir ein neues Modell, den Pilatus Porter, mehr siehe dort! Von meinem ersten Mustang gibt es leider nur die vier Fotos meines Vaters, als er heimlich an meinem Weihnachtsgeschenk arbeitete. Ich selber habe später keine Fotos gemacht, da ich damals noch keine Kamera besass. Den Graupner Titan-Kraftstoff gibt es immer noch, allerdings auf die heutigen Motoren abgestimmt und wohl noch etwas besser als damals. Ein Liter kostet heute nur noch um Fr. 6.--.
Noch ein wichtiger Punkt zur diesem Modell soll nicht ausser Acht gelassen werden: Das Fahrwerk des Originals war jeder Landung gewachsen. Die Fahrwerksverkleidung hingegen nicht. Schon 1960 wurden die beiden Verkleidungen bei der ersten Landung aus ihrer Verankerung gelöst und danach vom Gras weggerissen. Alle weiteren Flüge erfolgten ohne diese Verkleidungen. Wer sie aus optischen Gründen unbedingt wollte, musste eine flexible Befestigung im Bereich des Rades 'erfinden' oder ausschliesslich auf befestigen Pisten landen. Das hat inzwischen die Firma bfm-Modellbau einwandfrei gelöst. Die Verkleidung muss seitlich und in der Höhe beweglich sein, damit sie beim Spreizen des Fahrwerks bei der Landung den Bewegungen des Fahrwerk zu folgen vermag. Ich habe damals nach dem Erstflug darauf verzichtet und die Verkleidungen fortgeworfen.
Nachbau einer Replika von bfm-Modellbau
Im Winter 2012/13 habe ich mit dem Nachbau des Modells von 1959 begonnen, da ich den Hersteller eines Modellbaukastens gefunden habe, welcher eine Graupner Mustang-Replika als Fesselflugmodell anbietet, die zwar etwas anders aufgebaut ist, jedoch äusserlich dem oben beschriebenen Modell stark gleicht. Ein Problem gab es aber bei der Wiederbeschaffung eines Taifun-Tornado-Motors: Einen solchen an einer Internetbörse zu ersteigern, geht ganz schön ins Geld, denn gut erhaltene Taifun-Motoren sind sehr beliebte Sammlerobjekte und selten geworden. In Internetbörsen erzielen sie heute Spitzenpreise von teils über Fr. 200.--. Inzwischen ist es mir gelungen, einen Tornado-Motor zu ersteigern. Da er kleine optische Mängel aufwies, ging er für nur Fr. 65.-- in meinen Besitz über. Zusammen mit einem Tropfentank von bfm steht der Mustang nun ziemlich originalgetreu auf der Ofenbank.
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Erstflug mit altem Speed 400 und NiMH-Akku
Das Modell wird als Ausstellungsstück auf der Ofenbank mit einem Enya 2,5 cm³-Glühzünder bestückt. Für den Erstflug kam ein Speed 400 und ein NiMH-Akku zum Einsatz, welche zusammen nicht schwerer waren als der Verbrennermotor mit Tank. © Arnold Wirz
Da ich bisher noch mit leicht veralteter Elektrotechnik geflogen bin, galt es zuerst einmal, sich schrittweise an die neue Technik heran zu tasten. Also kaufte ich einen neuen NiMH-Akku mit 9.6 V Spannung und benützte einen alten Graupner Speed 400-Bürstenmotor.
Im Bild die 594 g schwere Version mit dem 850 mAh-LiPo-Akku. Auf der Motorhaube der Ein-/Aus-Schalter. Inzwischen konnte ich ein Jastrongetriebe für den Speed 400 auftreiben, mit welchem das Modell noch etwas optimaler geflogen werden kann. © Arnold Wirz
Das Modell hob nach längerem Anlauf tatsächlich ab und flog knapp 2 Minuten ganz leicht oberhalb des Strömungsabrisses. Dann liess die Leistung nach und die Maschine landete von selbst ganz sanft, rollte aber noch längere Zeit am Boden im Kreis herum, bis mein Helfer in der Lage war, dem Modell nachzurennen, es zu packen und den Ein/Aus-Schalter zu betätigen. Das Erlebnis hat gezeigt, dass diese Motor/Akku-Kombination etwas zu schwach ist. Mit einem Speed 400 mit Jastron-Getriebe und einem NiMH-Akku mit 850 mAh fliegt das Modell dann anständig, doch für einen Looping reicht es noch nicht.
Um solchen Mühsamkeiten aus dem Weg zu gehen, aber auch aus Gewichtsgründen ist es zweckmässiger, mit einem bürstenlosen Elektromotor zusammen mit einem passenden Leistungsregler sowie einem Zeitschalter zu fliegen. Die Flugzeit kann am Zeitschalter in ganzen Minutenschritten eingestellt werden. Das kann man vorgängig durch ein paar Bodentests ermitteln. Danach wird der Schalter auf die nächst niedrigere Minute eingestellt, sodass der Strom automatisch und rechtzeitig unterbrochen wird, bevor der Akku in Unterspannung gerät.
Auf einen solchen Leistungsregler mit Timer und bürstenlosem Motor werde ich aus Altersgründen aber verzichten. Vorerst reicht es, wenn ich mit dem inzwischen als Occasion erworbenen Speed 400 mit dem Jastron-Getriebe und dem neu zugekauften hochstromfähigeren NiMH-Akku fliege.
Als Idee rege ich an, das obige Modell in einem besonderen Leichtbau in klassischer Balsa/Sperrholzbauweise und vereinfachtem Fahrwerk (leichtere Räder) zu erstellen, bei welchem das Fluggewicht ohne weiteres um 250 g reduziert werden könnte. Besonders der Flügel ist beim vorliegenden Baukastenmodell äusserst massiv und schwer gebaut. Bei einem reduzierten Abfluggewicht von nur noch 425 g könnte man dann mit einer leichteren und schwächeren Motorisierung fliegen.
Wer Lust hat, den Graupner-Ur-Mustang ebenfalls zu fliegen, der wende sich an folgende Adresse: www.bfm-modellbau.de. Das bfm-Modellbau-Team in Bergheim bei Köln (D) vertreibt inzwischen einen Mustang in leicht verbesserter Form als Baukasten in klassischer Balsaholzbauweise und wie das Graupner-Original als Silhouettenmodell. Ein Besuch dieser Website lohnt sich, denn es gibt auch noch andere Modelle, Tropfentanks und sogar Verbrennermotoren. Die ersten Mustang-Bausätze sind seit Ende Dezember 2012 verfügbar. Dank diesem Bausatz kann man sofort mit dem Bau beginnen, der etwa 25 Stunden in Anspruch nimmt. Die Befestigung der bfm'schen Radverkleidungen sind so flexibel ausgelegt, dass sie auch harten Landungen zu widerstehen vermögen. Kleiner Tipp: Wer einen schwereren Motor benützt, sollte die Schnauze des Modells etwas verkürzen, damit das Modell nicht kopflastig wird.
Die Abmessungen sowie einige Detaillösungen von bfm-Modellbau weichen vom Graupner-Original leicht ab, auch konstruktiv ist einiges meist etwas besser gelöst, doch bleibt der Gesamteindruck der Gleiche. Mein Modell ist längst vollendet, flog noch ein paar Mal mit einem Speed 480, einem besseren Propeller und einem leicht stärkeren NiMH-Akku ganz zufriedenstellend. Daher habe ich die Umrüstung auf moderne Technik unterlassen. Wenn das Modell in meiner statischen Ausstellung steht, dann bekommt es wieder den Original Taifun-Tornado-Motor angeschraubt.
Technische Daten von 1959/60:
Spannweite: 75.5 cm
Flügeltiefe: innen ca. 18 cm, aussen ca. 15 cm (Erinnerung)
Länge: 58 cm
Antrieb: 2.5 cm³ Taifun Tornado 1956
Propeller: Aeronaut 2-Blatt 22.5 x 12 cm
Drehzahl: 16'000 U/min
Leistung: 0.25 PS = 184 W
Tank: 30 cm³
Flugzeit: 3 min.
Gewicht: 715 g fertig betankt
Technische Daten mit Speed 400/480 und NiMH-Akku:
Antrieb: Speed 400 oder 480
Propeller: Graupner Nylon 20 x 12 cm
Drehzahl: ca. 12'000 U/min
Leistung: ca. 0.1 = 75 - 100 W max.
Flugzeit: 2 min.
Akku: NiMH mit 850 mAh
Gewicht: 620 g flugfertig
Technische Daten mit bürstenlosem Motor und LiPo-Akku (geschätzt):
Antrieb: bürstenloser Motor, noch offen
Propeller: Super Nylon 20 x 12 cm
Drehzahl: 15'000 U/min
Leistung: 0.25 PS = 184 W
Flugzeit: 2 min.
Gewicht: 570 g flugfertig
Akku: 2S LiPo-Akku mit 1200 mAh = 70 g
Regler: noch offen
Timer: E-Flite EFLA172
Beitrag durch Arnold Wirz letztmals nachgeführt am: 12.12.2018
Quellen:
- eigene
- bfm-Modellbau, Bergheim bei Köln
Letzmals redigiert: 26.6.2024
Bildstrecke
Der Teststand für den Taifun Tornado-Dieselmotor, so wie er in meinem Weihnachtsgeschenk von 1959 enthalten war. Dieser hier gehört allerdings Yan Seckler, der ihn bis heute aufbewahrt hat. © Yan Seckler
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Ein Original-Standard-Tank, wie er im Mustang zum Einbau kam. Dieser hier gehört Yan Seckler, der mir freundlicherweise die Foto zur Verfügung stellte. © Yan Seckler
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Mit Rädern dieser Art war der Graupner Mustang ausgestattet. Es waren solche des Typs Record Elastik der Dimension 50 x 17 mm von Graupner, Bestell-Nr. 1397/2. © Arnold Wirz
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Der Top Flite Nylon-Propeller mit den Massen 22.5 x 18 cm, wie er beim Mustang zur Anwendung kam. Ich hatte auch noch eine Reserve-Latte der gleichen Marke mit den Massen 25 x 8.75 cm. Auch die hat bis heute überlebt. © Arnold Wirz
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Dies ist der Timer, mit welchem der Motor rechtzeitig vor Erreichen der Unterspannung abgeschaltet wird. Er stammt von E-Flite und wiegt ganze 3.2 g. Er lässt sich manuell in Minutenschritten einstellen, doch ist die Bedienung sehr unpraktisch. © Arnold Wirz
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Der neu aufgebaute Graupner Mustang von bfm von oben. Noch fehlen die Steuerdrähte und die Bemalung. © Arnold Wirz
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Seitenansicht des Modells im Rohbau. Gewicht noch ohne Steuergestnge, Farbe und Kleber: 549 g. © Arnold Wirz