Kö IIIb, Restauration von Arnold Wirz
Vorgeschichte
Der Kö III war ein Segelflugmodell nach der alten FAI-Formel A2, die heute unter dieser Bezeichnung nur noch rein nationale Bedeutung hat. Er wurde vom Oltner Werner Kölliker um 1957 konstruiert und von C. Streil & Co. von 1958 bis 1973 als Baukastenmodell angeboten und vermutlich viele tausend Mal verkauft. Im Laufe der Jahre entwickelte Werner Kölliker den Kö III weiter. Er bekam zur besseren Flugstabilität Flügelohren. Die verbesserten Modelle hiessen Kö IIIa mit den grossen, abnehmbaren Flügelohren und Kö IIIb mit den kleineren, starr montierten Flügelohren. Aus meinen Unterlagen geht allerdings nicht hervor, ob die Baukästen des Kö IIIa und Kö IIIb ebenfalls unter C. Streil & Co. vertrieben wurden oder ob Kö diese späten Nachfolge-Baukästen des Kö III selber auflegte. Hingegen sah ich in MFS 6/2015 auf Seite 43, dass Willi Spillmann (Gründer der MG Reichenburg) 1969 mit einem Kö IIIa am regionalen Freiflugwettbewerb in Dübendorf ZH teilnahm.
Kauf des Kö IIIb als Veteran
Im Mai 2014 hatte ich Gelegenheit, im Kanton Zürich einen gut erhaltenen Kö IIIb zu erwerben, welcher um 1970 herum viele Jahre lang erfolgreich geflogen wurde. Das Modell war zum Zeitpunkt meines Kaufs etwa 44 Jahre alt. Das ganz genaue Alter ist aber unbekannt. 1970 ist einfach eine Grössenordnung, die in etwa zutreffen könnte. Das Modell war noch mit Seidenpapier bespannt, das aber altersbedingt bereits sehr brüchig war. Ansonsten war das Modell noch gut erhalten. Es hatte nur am Vorderrumpf ein paar Dellen, eine angebrochene Nasenleiste am Höhenleitwerk und einige Hicks an der Endleiste des linken Flügels.
Restauration des Modells
Ich weiss um den Wert eines original erhaltenen alten Seglers und bin bestrebt, den Segler weitgehend in seinem Urzustand zu erhalten, doch sollte er wieder wie neu aussehen. Das hat allerdings zur Folge, dass er dann zu einem Dasein in meiner im Aufbau befindlichen Modellflugzeugsammlung verdammt wäre, denn ich bin kein geübter Freiflug-Spezialist. Ich kann ihn also nur zur Erbauung von Antik-Segelflugfreunden von einer kleinen Krete so um die hundert Meter weit gleiten lassen.
Die eigentliche Restauration beschränkt sich
- auf das Beseitigen der Beulen und Dellen am Rumpf und an den Flügeln
- auf das Neubespannen des Flügels und des Höhenleitwerks mit Japanseide anstelle des heiklen Seidenpapiers
- auf das Auftragen einer sehr dünnen gelben Farbe entsprechend dem Original in der Zeit von 1956 bis 1970
Auch meinen ersten Kö III habe ich 1971 nach wenigen Flügen und dauerndem Flicken der Seidenpapierbespannung auf Japanseide umbespannt und hatte danach nie mehr irgendwelche Probleme mit dem Modell. Es war mir daher lange Zeit völlig schleierhaft, wieso man noch bis in die 1970er Jahre hinein an diesem Seidenpapier festhielt. Die paar wenigen Gramm Mehrgewicht können es sicher nicht gewesen sein. Inzwischen weiss ich aber, dass auch Seidenpapier sehr lange überleben kann, wenn man das Modell stets in der warmen Wohnung lagert. Die Mansarde oder der Keller sind Gift. Grund der Erkenntnis: Ich bekam kürzlich einen papierbespannten Cesi aus dem Jahre 1956, dessen Bespannung auch nach 62 Jahren immer noch straff ist, weil ihn der Besitzer seit seiner Kindheit immer auf dem Schrank lagerte. Unvermeidlich sind natürlich ein paar Flickstellen.
Noch ein Gewichtsvergleich: Das neu bespannte Höhenleitwerk wurde mit Japanseide lediglich ein Gramm schwerer als mit der Papierbespannung. Das war möglich dank vorsichtigem Vorspannen der Seide, was mehrere Lackiervorgänge mit Spannlack einsparte. Zu guter Letzt benützte ich für das Besprühen mit gelber Farbe Tamiya Color PS-19, welche einen ganz besonders feinen Sprühnebel erzeugt, der nach dem Trocknen nur eine sehr dünne Farbschicht hinterlässt, sodass die Bespannung leicht transparent bleibt. So schimmert denn auch die Maserung des Holzes noch etwas durch, was beim Kö III von 1970 nicht anders war.
Fazit
Die Arbeiten an der Restauration haben begonnen und kommen gut voran. Anspruchsvollster Teil ist die Neubespannung mit Spannseide, damit die Flügel sich nicht verziehen. Das ist vor allem auf der Unterseite des Flügels, die konkav geformt ist, besonders schwierig, da man die Japanseide durch Netzen vorspannen muss. Ich teste immer noch an der geeigneten Methode. Ferner muss der gesamte Flügel vorgängig sauber verschliffen sein. Unebenheiten durch alte Papierbespannungsresten würden bei der gewählten gelben Farbe nämlich sehr gut sichtbar sein. Dies waren die ersten Erkenntnisse beim Neubespannen des Höhenleitwerks. Wenn er dereinst fertiggestellt sein wird, wird er daher eher nur gelegentlich zu einem kurzen Hangflug kommen. Nichtsdestoweniger freue ich mich bereits auf diesen ersten Flug.
Technische Daten
- Spannweite: 204.5 cm
- Tragfläche: 1/3 vorne mit Balsabrettchen 1.5 mm beplankt
- Flügelprofil: MVA 123
- Rumpflänge: 98.5 cm
- Tragfläche: 30 dm²
- Flächenbelastung: 13.67 g/dm²
- Gewicht: 410 g
- Flügeltiefe: innen 15 cm, aussen 13 cm
- Konstruktion: Kö
Gewichte
- Rumpf: 205 g
- Flügel: 160 g
- Höhenleitwerk: 14 g
- Bespannung: 22 g
- Spannlack und Farbe: 20 g
- Total: 421 g
Quellen:
- Arnold Wirz
Letztmals redigiert: 29.5.2024
So sah der Kö IIIb kurz vor dem Verkauf aus. Dieses Foto stammt aus dem Inserat in Anibis. © Reproduktion Arnold Wirz
So sah der Kö IIIb mit den kurzen, starr montierten Flügelohren aus, als ich ihn nach Hause brachte. © Arnold Wirz
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Das Modell ist gestrippt und erhält als erstes eine robuste Bespannung aus feinster Japanseide, aufgeklebt mit Graupner Glutofix-Kleister. Danach erfolgt das Spannen mit Graupner Spannfix und zuletzt ein hauchdünner und transparenter gelber Anstrich. © Arnold Wirz
Eine frühe Idee, den Kö IIIb zu motorisieren, sei es als Fesselflieger (!) oder als RC-Modell. Es überwogen dann Argumente, das alte Modell im Originalzustand zu lassen. © Arnold Wirz
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Hier sieht man das ebenfalls vom alten Seidenpapier gestrippte Höhenleitwerk, welches noch sanft angeschliffen und dann neu mit Japanseide bespannt wird. Die zwei Bruchstellen der Nasenleiste werden zuvor noch repariert. © Arnold Wirz
Das reparierte Höhenleitwerk des Kö IIIb ist bereit zum Bespannen. © Arnold Wirz
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Die Oberseite des Höhenleitwerks wird mit Glutofix bestrichen, mit Japanseide ganz sanft vorgespannt und dann mit Güfeli fixiert. © Arnold Wirz
Nach dem Antrocknen der Oberseite wird die Unterseite in gleicher Weise bearbeitet. Rechts ist das Spannfix bereits angetrocknet. Links ist es noch feucht, daher die Falten. © Arnold Wirz
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So sah der Glutofix-Beutel in den frühen 1960er Jahren aus. © Arnold Wirz
Dies ist ein Beutel Glutofix von 1995 mit welchem die Modellbauer während über 50 Jahren die Flügel ihrer Modelle mit Japanseide bezogen und die noch nasse Seide mit Güfeli fixierten. Beim Kö IIIb kommt diese bewährte Technik zur Anwendung. © Arnold Wirz
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An der Endleiste des einen Flügels hat es ein paar Stellen, welche auszubessern sind. © Arnold Wirz
Dies sind die paar Dellen, welche mit Flüssigholz ausgebessert werden müssen. Solche noch kleineren Dellen gibt es auch an anderen Stellen am Rumpf. © Arnold Wirz