Kö III, Info zum Modell von Arnold Wirz
Vorgeschichte
Der Kö III wurde von Werner Kölliker 1957 entwickelt, als er als Verkäufer, Mitarbeiter und gelegentlicher Konstrukteur bei C. Streil & Co. arbeitete. Bei der Entwicklung des Kö III orientierte er sich auch ein wenig am deutschen A2-Erfolgsmodell Spinne von Rudi Lindner, der damit 1954 und 1955 Weltmeister wurde. Er gab dem Modell aber ein deutlich weniger auffälliges Design. Da er diese Konstruktion im Auftrag seines Arbeitgebers entwarf, wurde der Baukasten von C. Streil ab 1958 produziert und vertrieben, wobei auch alle Modellbaugeschäfte des Landes ihn zum Weiterverkauf bekamen. Er wurde während 15 (!) Jahren hergestellt. Werner Kölliker führte das Modell natürlich auch in seinem später gegründeten eigenen Geschäft, der Firma Kö-Modellbau, doch bezog er sie natürlich bei C. Streil & Co. Bis es aber soweit war, waren die besten Zeiten des Kö III schon ein wenig vorbei. Meinen ersten Kö III kaufte ich bei Kö-Modellbau in Seebach. Werner Kölliker schwärmte noch 2011 von diesem Segler und meinte, dass er einer seiner elegantesten Entwürfe war. Dem ist aus Sicht der damaligen Verhältnisse zuzustimmen.
Verschiedene Varianten
Von der Grundkonstruktion Kö III gab es insgesamt 4 Original-Varianten; Den Kö III, den Kö IV, den Kö IIIa und den Kö IIIb. Wer die Baukästen der Abkömmlinge des Kö III produzierte, konnte nicht mehr eindeutig geklärt werden. Aus einer flüchtigen Äusserung von Werner Kölliker konnte ich entnehmen, dass Willy Streil die Rechte am Baukasten nach Einstellung der Produktion an Werner Kölliker zurückgegeben hat. Es ist anzunehmen, dass damit auch das Produktionswerkzeug eingeschlossen war.
Kö IIIa: Er hatte grosse, abnehmbare Flügelohren und die gleichen technischen Daten wie der Kö III, ausgenommen die Spannweite, welche 206 cm betrug sowie die Tragfläche, die sich nun auf 32.74 dm² verkleinerte.
Kö IIIb: Er hatte kleine, festgeleimte Flügelohren und die gleichen technischen Daten wie der Kö III, ausser der Tragfläche, welche nur 30 dm² und der Spannweite, welche 203.5 cm und der Flächenbelastung, welche 13.7 g/dm² betrug.
Kö IV: Er hatte ein anderes Flügelprofil, jedoch fast die gleichen technischen Daten wie der Kö III. Der Kö IV war nunmehr Kö’s eigene Variante des Kö III und für ihn das erfolgreichste A2-Wettbewerbs-Segelflugmodell. In der Form und Rippenbauweise identisch mit dem Kö III, jedoch mit Flügelprofil Gö 417 und der Tragflügel war von vorne mit Balsabrettchen 1.5 mm zu 3/4 der Flügeltiefe beplankt. Spannweite 198 cm. Fluggewicht 421 g.
Erster Super-Baukasten für die Kategorie A2
Das Modell war der erste Super-Baukasten eines schweizerischen A2-Wettbewerbsmodells nach FAI-Formel. Es hatte gute und angenehme Flugeigenschaften. Mit einer durch eine schwelende Glimmschnur ausgelösten Thermikbremse kam das Modell nach einem Höhenflug in steilem Sackflug sicher zur Erde zurück und konnte nicht entfliegen. Dank der wählbaren Länge der langsam abbrennenden Glimmschnur konnte die Flugzeit selber bestimmt werden. Das Modell war über 15 Jahre lang erhältlich und zwar ab 1958.
Diese Phantom-Zeichnung von Klaus Krone zeigt den ursprünglichen Kö III aus dem Jahre 1958. Fotografiert vom im Baukasten mitgelieferten Plan.
Nicht nur Graupner lieferte zum Plan eine wunderschöne Explosionszeichnung. © Arnold Wirz
Es gab allerdings schon um 1955 oder kurz danach einen A2-Baukasten von Franz Carl Weber in Zürich, welcher FCW-2 hiess. Werner Kölliker meinte dazu, dass dieser Baukasten noch deutlich mehr Bauzeit erforderte als derjenige des Kö III. Super-Baukasten sei so zu verstehen, dass beim Kö III der Bau leichter von der Hand ging.
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Die Baubeschreibung des Kö III, fotografiert durch Hermann Mettler im privaten Modellflug-Museum von Urs Leodolter. © Hermann Mettler
Exakt so sah mein Kö III aus wie dieses Modell aus dem Jahre 1957. Es war gelb und ich unterliess es leider, wenigstens ein Foto davon zu machen. Werner Kölliker, der Konstrukteur, war so freundlich und übergab mir ein Foto. © Werner Kölliker
Mein erstes Kö III-Modell
Meinen Freiflug-Segler Kö III kaufte ich im Jahre 1971 bei Kö-Modellbau als vorfabrizierten Baukasten für etwa Fr. 30.-- inklusive Bauplan, Beschreibung und vielen guten Tipps, vermutlich bereits als Auslaufmodell. Warum ich auf die Idee kam, plötzlich ein Segelflugmodell anstelle der bisherigen Fesselflugmodelle zu bauen, weiss ich nicht mehr. Vielleicht war es die Verkaufskunst des Werner Kölliker? Es war jedenfalls ein sehr spontaner Einfall. Das Flugmodell war für meine Verhältnisse etwas zeitaufwändig zum Bauen. Ein Graupner-Systembaubrett mit 1 cm-Karomuster diente als Helling und erleichterte den exakten Bau der Flügel ungemein, kostete aber einen stolzen Preis. Bei rund 2 Metern Spannweite galt es, sehr genau zu arbeiten und keinen Verzug am Flügel zu riskieren. Der Vorteil des Baukastens bestand darin, dass alle Flügelrippen und das sonstige Zubehör bereits fast fertig zum Verbauen vorbereitet war. Im Gegensatz zu den Fesselflugmodellen, musste man den Kö III aber mit Japanpapier bespannen, was allergrösste Sorgfalt beim Transport und allgemein bei der Handhabung des Modells erforderte, denn jeder falsche Handgriff bedeutete sofort ein Loch im Flügel. Am besten aufgehoben wäre es in einem Sperrholzkoffer gewesen, doch einen solchen besass ich nicht.
So kam es, dass ich mit dem gelben Modell nach Brugg AG fuhr, das Modell im Sportsack auf dem Rücken und motorisiert mit einer BMW 500 (R-50/5). Als ich in Brugg die einzelnen Flügel auspackte, hatten sie mehrere Löcher, sodass zuerst mit Graupners Glutofix-Kleister geflickt werden musste. Zum Glück hatte mein Modellflugkamerad Peter Japanpapier und Glutofix vorrätig sowie die nötige Erfahrung im Segelflug. So konnte er mich bei den ersten Flügen unterstützen. Allerdings konnte er bei einem Freiflugmodell nicht eingreifen, wenn etwas schief ging. Er kannte dafür einen harmlosen Abhang oberhalb Gebenstorf AG, wo das Modell dann seinen ersten Flug absolvierte, welcher nur ganz wenige Sekunden dauerte, weil das Höhenruder noch nicht sauber eingestellt war. Nach einigen Korrekturen ergaben sich dann am Hang Flughöhen von 5 bis 7 Metern und Flugstrecken von 100 bis 200 Metern. Das Modell flog einwandfrei, war sehr gutmütig und flog schnurgeradeaus. Es überstand bei einer Landung ohne Schaden zu nehmen einen Direktflug in einen Apfelbaumstamm! Dies war möglich dank der genialen Form der Tragflächenbefestigung. Bei einem Aufprall der Rumpfspitze bewegten sich die Tragflächenspitzen nach vorne und fingen so den Schlag auf. Die gelbe Farbgebung entsprach dem Original von Konstrukteur Werner Kölliker, genannt Kö und verfolgte den Zweck, das Modell nach der Landung leichter aufzufinden.
Es folgten noch zahlreiche weitere Flüge in niedriger Höhe in der Umgebung von Schwerzenbach ZH, bis es erneut bei Greifensee ZH in einem Obstbaum landete und nur mit viel Mühe wieder frei zu bekommen war, da es diesmal nicht im Baumstamm landete, sondern sich im Geäst verkrallte. An die 50 Flicke besass das Modell nach der Monster-Reparatur, die sich aber ausschliesslich auf die Seidenpapierbespannung beschränkte. Damit das verflickte Modell wieder eine ordentliche Falle machte, entfernte ich später mühsam das Japanpapier und bespannte es mit gelber Japanseide und bestrich es mit Spannlack. Danach gab es nie mehr Schäden, doch war das Modell nun etwas schwerer und flog nicht mehr ganz so weit.
Ein einziges Mal machte ich mit einem Nachbarbuben und seinem Velo einen Steilstart mit gezündeter Glimmschnur zur Auslösung der Thermikbremse. Dazu benützte ich einen roten Graupner Hochstartgriff mit 50 Meter 0.3 mm-Perlonleine. Der Bub machte alles richtig, die Startleine hängte korrekt aus. Das Modell erreichte mit dem Velostart eine Anfangshöhe Höhe von etwa 50 Metern, stieg noch etwas weiter und flog dann weite Kreise, was auf ein Ungleichgewicht der Flügel zurück zu führen war und in diesem Fall fast ein Glücksfall war, denn die mir etwas kompliziert erscheinende Kurvensteuerung mit dem kleinen Seitenruder hatte ich starr montiert. Der Grund, warum mein Modell dennoch schöne Kreise flog, war vermutlich eine leichte Verwindung der Flügel, welche beim Ansetzen der Spannseide recht oft auftritt, wenn man nicht wie ein Häftlimacher aufpasst.
Nach zwei Runden und etwa 5 Minuten Flugzeit, verbrannte die Glimmschnur den Gummiring der Thermikbremse und das Modell kam in steilem Sackflug wohlbehalten wieder zurück und landete sauber zwischen zwei Obstbäumen, die dem Modell für einmal freundlicherweise etwas Platz machten. Es absolvierte noch mehrere solche Flüge und ich liess das Ungleichgewicht der Flügel bestehen und verzichtete auf das voreingestellte Seitenruder, wobei ich die weiteren Starts ohne Velo durchführte und einfach rannte, bis das Modell auf der Wiese selbständig abhob und hoch über mir war. Das war wegen dem Starthaken allerdings nur auf Wiesen möglich, die nach dem Mähen schon wieder etwas nachgewachsen waren. Das Modell bot eine sehr friedliche Art zu fliegen, denn man brauchte bloss zuzuschauen, es flog von selbst und landete von selbst, doch reizte mich dann der Fesselflug eben doch mehr. Ich brauchte die Motoren und den Geruch von Rizinus und auch etwas Klang in den Ohren!
1978 verschenkte ich das Modell noch vor meinem Wegzug nach Volketswil ZH jenem Nachbarbuben, welcher mir beim Starten mit seinem Velo half. Und wenn er keine katastrophalen Landungen gebaut hat, dann müsste es auch heute noch fliegen, denn das Holzskelett des gesamten Kö III war fast unzerstörbar.
Mein zweiter Kö III
Mein zweites Kö III-Modell fand ich 2014 durch Zufall bei der Internetbörse Anibis und hatte das Glück, der erste zu sein, der das Inserat entdeckte. Sein Erbauer, der es aus Altersgründen in den letzten Jahren nicht mehr flog, es aber nicht übers Herz brachte, das Modell zu entsorgen. Vielmehr beauftragte er seinen Sohn, für sein Modell einen neuen Besitzer zu suchen. Und so kam das Modell zu mir.
Sein Modell ist auch nach 47 Jahren immer noch in gutem Zustand. Einzig die Papierbespannung war brüchig geworden. Leider kam ich wegen den vielen Modelle, die ich in kurzer Zeit geschenkt bekam, nicht mehr zur geplanten Restauration. Ich habe das Modell an einen Liebhaber weitergegeben, von dem ich sicher bin, dass er das Modell restaurieren wird.
Nachbau des Kö III
Der Bauplan des Kö III ist für allfällige nostalgische Interessenten über das Planarchiv der IGA erhältlich
Nebenbei: Kö III ist auch die Bezeichnung einer kleinen Diesellok in Deutschland, dies nur, um Verwechslungen zu vermeiden.
Technische Daten:
- Spannweite: 198.5 cm
- Tragfläche: 1/3 vorne mit Balsabrettchen 1.5 mm beplankt
- Flügelprofil: MVA 123
- Rumpflänge: 98.5 cm
- Tragfläche: 33.3 dm²
- Flächenbelastung: 12.34 g/dm²
- Gewicht: 411 g
- Flügeltiefe: 16.8 cm
- Konstruktion: Kö
- V-Stellung: ca. über 5°
Quellen:
- Arnold Wirz
- Werner Kölliker
- Hermann Mettler (half mir, kleine Ungenauigkeiten im obigen Bericht zu beseitigen)
Letztmals redigiert: 29.5.2024
Das Bild zeigt den Kö III im CES-Katalog. Das Foto aus dem Jahr 1958 stammt von Enzo Dürr, welcher es im Auftrag von Willy Streil aufnahm. Es kam in den Streil-Katalogen zur Anwendung, dort allerdings in schwarz-weiss. © Streil, C., & Co.
Der Kö III im Flug. © Werner Kölliker
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Der Kö III von Hansruedi Zeller aus Thal SG war gerade in Reparatur, als Hermann Mettler zum Fotografieren vorbeikam. Ein paar Stellen der äusserst heiklen Seidenpapierbespannung müssen erneuert werden. © Hermann Mettler
Dies ist ein Kö IIIb, jene Variante mit Flügelohren aus dem Jahre 1970, erbaut von Martin Fankhauser in Winterthur. Das noch recht erfreulich gut erhaltene Exemplar ging 2014 in meinen Besitz über. © Arnold Wirz
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Die Tragflächenaufnahme. Dank den abgerundeten Befestigungslaschen für die Tragflächen bewegten sich die Flügel bei einem Aufprall nach vorne. Das verhinderte die meisten Schäden an den Flügeln, wenn es einmal so weit kam. © Arnold Wirz
Der Starthaken war bei Kö an einigen seiner Freiflugmodelle immer dasselbe Modell. © Arnold Wirz
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Dies ist eigentlich ein Kö IV, doch ist er äusserlich mit dem Kö III identisch, hat jedoch ein anderes Tragflächen-Profil.
© Werner Kölliker