Kö II, Info zum Modell von Arnold Wirz

 

Vorgeschichte

Das erste Modell dieses Typs wurde bereits 1952 konstruiert. Es entstanden mehrere Modelle, die laufend verbessert wurden. Das geschah noch in Werner Köllikers eigener Modellfluggruppe, der von ihm, Hermann Rütschi, Emil Schaub und Oskar Ulrich 1939 gegründeten MFG Olten. Er bekam viel Infos und Unterstützung. Nachdem Werner Kölliker seine schauspielerische Laufbahn beendete und sein Hobby zum Beruf machte, landete er 1955 im Modellbaugeschäft von Willy und Christel Streil. Er bot ihnen an, den Kö II als Modellbaukasten zu produzieren und so kam es 1956 zur Produktion des ersten Schweizer Balsa-Schnellbaukastens für ein A1-Modell.

Das Kö II ist geborenUnd so wurde der, oder das Kö II damals in der Aerorevue angekündigt. Im Zuge der Recherche zu einem ganz anderen Thema stolperte der Archivar IGA in einer Ausgabe der AeroRevue 1956(?) über den abgebildeten Beitrag. Den wollen wir der Leserschaft nicht vorenthalten. Die Qualität der Abbildung ist nicht besonders gut, wurde es doch auf die Schnelle aus dem gebundenen Jahresbuch der AeroRevue abfotografiert. März 2024

Kö IIFreiflug-A1-Modell Kö II (1952)

Dies ist der Kö II, der erste Entwurf für einen Schnellbaukasten, den Kö für C. Streil & Co. entwarf. Erstmals geflogen ist der Prototyp allerdings schon 1952. © Werner Kölliker

Es war ein Anfänger-Modell und es gingen Hunderte über den Ladentisch von Streil und Kö-Modellbau und wohl noch mehr über jene anderer Schweizer Modellbauhändler. Insgesamt stellte Streil allein bis 1959 rund 3000 CES-Baukästen her. Da der Kö II aber noch viel länger produziert wurde, dürfte die Produktionszahl bei weit über 10'000 Stück gelegen haben. Die Produktion wurde nicht auswärts vergeben, sondern erfolgte im Geschäft der Streils und Werner Kölliker war sehr stark in diese Produktion eingebunden.

 

Kö II BaukastenEine Aufnahme des Baukastens des Kö II, aus der Sammlung von Urs Leodolter, Hittnau. © Hermann Mettler

 

Der Kö II war 1957 das offizielle Kursmodell am Bauleiterkurses des Aero-Clubs der Schweiz. Streil berichtet in seinem Katalog von 1960: Ein Kö II überflog einmal beim Handstart von Arosa aus das Weisshorn und landete bei Molinis! Es gewann den 1. Schweiz. Anfängersegelmodell-Wettbewerb! Es flog beim 3. Hochstart über 29 Minuten!

Um die Verkaufszahlen zu steigern, nahm Streil Fühlung auf mit den Schulämtern, um Baukurse in den Ferien durchzuführen. Lehrer Josef Eugster begeisterte mit seinen Baukursen zahlreiche Schüler und auch immer mehr andere Lehrer, sich ebenfalls als Kursleiter zu engagieren. Zahlreiche Schulen in der ganzen Schweiz kauften nun für ihren Handfertigkeitsunterricht die Modelle des Kö II. Auch in Baukursen der Modellfluggruppen kam er zum Einsatz. Dazu zählte auch Hans Wüst aus Thal SG, welcher am Ende des Kurses sogar noch ein Foto machen liess. Alle seine Schüler bauten den Kö II.

Für die Schulen wurden die Bausätze verbilligt abgegeben. Diese wurden nicht in eine teure, bedruckte Kartonschachtel verpackt, sondern in einen schlichten gelben Plastikbeutel. Der Kö II-Baukasten enthielt alle nötigen Holz- und Metallteile. Nur Leim, Spannpapier und Spannlack mussten extra gekauft werden. Der Kö II war bei Lehrern und Schülern gleichermassen beliebt. So beliebt sogar, dass stolze Besitzer Streil Briefe schrieben und ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen. Der Kö II wurde so zum Schulflugzeug zahlreicher späterer erfolgreicher Modellflugpiloten.

 

Der Bau des Modells

Der Kö II fehlt noch in meiner Sammlung historischer Segler und Wurfgleiter. Ich werde ihn später, wenn alle meine pendenten Restaurationen abgeschlossen sind, nachbauen. Dazu werde ich einen Bauplan bei der IG Albatros benützen.

 

Der Einsatz des Modells

Der Kö II war ein Wettbewerbsmodell der Klasse A1. Für den Hochstart waren eine Seitensteuerung und eine Thermikbremse vorgesehen. Zum Einfliegen, Üben und Fliegen lernen konnte man ihn auch als einfachen Wurfgleiter benützen. Dann erreichte er meist keinen Thermikanschluss und landeten nach kurzem Flug wieder in der Nähe des Piloten.

Als Thermikbremse diente eine Glimmschnur, welche nach Ablauf der Zeit einen kleinen Gummiring durchschmorte, sodass das Höhenleitwerk als Ganzes dank eines weiteren Gummirings steil angestellt wurde und so dafür sorgte, dass das Modell rasch in einen kontrollierten Sinkflug überging.

 

Technische Daten:

  • Spannweite: 126 cm
  • Rumpflänge: 89 cm
  • Flügeltiefe: 15.4 cm
  • Flügelstreckung: 8.18
  • Flügelfläche: 19.4 dm²
  • Gewicht: 235 g
  • Flächenbelastung: 12.11 g/dm²
  • Konstrukteur: Kö

 

Quellen:

  • Werner Kölliker (im persönlichen Gespräch)
  • Hermann Mettler (aus seinem Beitrag 'Die Flugmodelle des Kö')
  • Urs Leodolter (stellte den Baukasten für Fotos zur Verfügung)
  • Arnold Wirz
  • AeroRevue

Letztmals redigiert: 29.5.2024

 

Kö II flugfertigFreiflug-A1-Segler Kö II (1956)

Ein flugfertiges Modell des Kö II-Anfängerseglers, wie es auf dem Schnellbaukasten abgebildet war. Im Streil-Katalog von 1958 war das Foto schwarz-weiss. Die Original-Aufnahme stammt von Enzo Dürr und wurde im Auftrag von Willy Streil angefertigt.

© Streil, C., & Co.

 

Kö IIFreiflug-A1-Segler Kö II (1957)

Das Bild zeigt den Kursleiter Hans Wüst aus Thal SG mit seinen Schülern am Ende des Baukurses. Alle bauten einen Kö II. Das Foto wurde mir von Hermann Mettler vermittelt.

© Hans Wüst