Bucher Pfiff Baubericht von Arnold Wirz

 

Mein erster motorloser Pfiff von 1990

Den gelben Schulsegler namens Pfiff baute ich erstmals im Jahre 1990. Es war eine Konstruktion von Dani Bucher aus der Zeit der 1980er Jahre. Dani Bucher betrieb von 1982 bis 2000 die Einzelfirma Bucher Flug-Modellbau, Grub AR. Vorläufer dieser Firma war die Flug-Modellbau Bucher & Co., welche ihren Sitz an der Hardungstrasse 4 in 9011 St. Gallen hatte. Mehr dazu siehe unter Bucher, Dani.

Mein Modellflugfreund Peter baute sich im Januar 1990 einen Pfiff, welcher mich sehr beeindruckte, da dessen Flügel eine extrem leichte und dennoch stabile Konstruktion war und sehr langsames Fliegen erlaubte. Allerdings hatte ich nicht vor, einen echten Leistungssegler zu bauen, sondern lediglich einen leichten Schulsegler. Daher baute ich den Pfiff-Flügel auf einen schlichten und sehr leichten Balsa-Eigenbaurumpf in Kastenform, um meine ersten Gehversuche mit einer Fernsteuerung an einem 3-Meter-Abhang zu unternehmen. Aus diesem Grund sah mein Rumpf auch etwas anders aus als jener des Pfiffs. Ich sparte an jedem Gramm. Der Flügel hingegen wurde in der klassischen Balsa-/Sperr-/Kieferholz-Bauweise erstellt, exakt nach Dani Buchers Plänen im Massstab 1:1. So kam ich zu einem Schulflugzeug mit einer sehr niedrigen Flächenbelastung.

Ich dachte, das Modell könnte fast nicht abstürzen und würde bei einem Strömungsabriss einfach zu Boden sinken, so wie ein Blatt Papier, das man aus 5 Metern Höhe fallen lässt. Vom Flugmodell habe ich noch den Bauplan für den Flügel sowie denjenigen meines sehr leichten Rumpfes mit dem etwas umgearbeiteten Leitwerk. Das Modell wurde noch leichter als ich es geplant hatte, da ich die damals kleinsten, erhältlichen Servos einbaute und auch einen sehr leichten Empfänger benützte, den ich noch vom Gehäuse trennte. Den Schwerpunkt hatte ich ganz bewusst so präzise bestimmt, dass ich die Bleikammer nicht brauchte. Der Beutel mit den Bleikügelchen schlummert heute noch in meinem Schraubenschrank.

Der Flügel hatte das Profil E205, welches rein äusserlich dem Clark Y glich oder zumindest so aussah. Es galt damals unter Modellsegelfliegern als langsam. Der viereckige Balsaholzrumpf enthielt eine kleine Kammer für den Empfänger, den Akku und die beiden Servos. Die äusseren Rumpfkanten habe ich stark gerundet, sodass das Flugzeug nicht ganz wie eine Kastenrumpfmaschine, sondern wie ein richtiges Segelflugzeug aussah. Ferner brauchte es noch eine verstärkte Flügelbefestigung mit Rundhölzern, gekreuzten Gummiringen und einen Flügelverbinder in Form eines nicht zu langen 4 mm-Federstahlstabes. Die Flügel habe ich erstmals mit einer leichten gelben Oracover-Folie bespannt und mit einem alten Bügeleisen aufgezogen. Wichtig war, die Folie nicht zu überspannen, um Verzüge im Flügel zu vermeiden. Das gelang auf Anhieb und das Flugmodell vollzog bereits im März 1990 seinen Erstflug auf einer Wiese in Dulliken SO. Es war gute 170 g leichter als die normalen motorlosen Pfiffe, dafür war der Balsaholzrumpf nicht so stabil wie ein solcher aus GFK.

Gruppenbold PfiffeGruppenbild aller meiner Pfiffe mit unterschiedlicher Motorisierung. Alle noch vor der Restauration. Vorne rechts der Gummimotor-Pfiff in verkleinerter Ausführung. © Arnold Wirz

Anfänglich war ich der Starter und Peter steuerte dann das Modell so lange, bis es landete. Es erreichte beim Handwurf etwa 5 bis 7 Meter Flughöhe und gegen 80 bis 100 Meter Flugweite. Das Modell musste von Hand mit einem kräftigen Stoss steil in die Luft geworfen werden, genau gleich wie bei einem Handwurfgleiter (HLG) und flog dann selbständig weiter, indem es die anfängliche Höhe langsam abbaute und damit die Geschwindigkeit aufrechterhielt, bis es wieder den Boden erreichte. Nachdem Peter das Flugzeug an seiner Fernsteuerung sauber ausgetrimmt hatte, spielte er dann den Starter und ich steuerte das Modell. Nachdem ich ein gutes Dutzend Mal flog und lernte, das Modell einigermassen gerade ausgleiten zu lassen, war klar, dass ich fortan RC-Fliegen wollte.

Nach diesen Flügen gab es noch ein paar wenige weitere, die ich alleine an einem Hügel zwischen Rudolfstetten und Dietikon durchführte. Das Modell war so sauber ausgetrimmt, dass es fast ohne mein Dazutun an der Fernsteuerung die Höhe abbaute und dann landete. Das hatte leider zur Folge, dass ich glaubte, ich hätte das RC-Fliegen bereits erlernt. Weitere Flüge gab es nicht, da schon das nächste Modell in den Startlöchern stand, wo sich dann zeigte, dass ich noch gar nichts konnte und besser den Pfiff noch etwas weiter geflogen wäre. Dem war aber nicht so und mein Pfiff landete für ein paar Jahre auf dem Bastelschrank. Erst 1994 holte ich ihn wieder hervor, um ihn zu motorisieren. Mehr dazu siehe unter RC-Elektro-Segler Bucher Pfiff. (Link folgt)

 

Technische Daten meines motorlosen Standard-Pfiffs von 1990:

  • Spannweite: 200 cm
  • Länge: 117 cm
  • Höhe: 16.5 cm
  • Flügeltiefe: 25 cm
  • Flügelfläche: 41 dm²
  • Flächenbelastung: 16.46 g/dm²
  • Streckung 1:8.5
  • Profil: Eppler E205
  • Gewicht: 675 g
  • Rumpf: Balsa-, Kiefer- und Sperrholz
  • Flügel und Leitwerk: Balsaholz, Folie
  • Leitwerk: normal in Kreuzform
  • Servos: 2 Mini-Servos
  • Akku: NiCd-Pack von Sanyo 4 Zellen
  • Empfänger: Simprop Gigascan 5
  • Einsatz: hauptsächlich als Schul-Segler

 

Quellen:

  • Arnold Wirz
  • Prospekt Bucher Flug-Modellbau
  • Testberichte
  • aerodesign.de, Profil Aquila

Der Beitrag wurde von Arnold Wirz letztmals nachgeführt am: 17.4.2015

Letztmals redigiert: 31.5.2024

 

Pfiff Rumpf WirzRC-Schulsegler Bucher Pfiff (1990)

Hier sieht man meinen Eigenbaurumpf, welcher deutlich leichter und 21 cm kürzer war, da er fast nur aus Balsaholz mit wenigen, dünnen Sperrholzspanten bestand. Auch das Leitwerk wies kleine Abweichungen auf. © Arnold Wirz

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Pfiff E205Das Bild zeigt die Form der inneren Flügelrippen. Am Flügel habe ich keinerlei Änderungen vorgenommen. Es ist das Profil E205. © Arnold Wirz

Anmerkung IGA: laut WIKI handelt es sich um ein Profil „Bu-205 Mod“. Ein Vergleich mit dem E205 offenbart Unterschiede, so ist die Unterseite vom Bu-205 völlig gerade, die Nasenleiste etwas herunter gezogen. 

Es ist anzunehmen, dass Dani Bucher das Profil E205 so modifizierte um das Bauen der Flügel zu erleichtern. Das entspricht gängiger Praxis bei Modellen, die in Schulen gebaute werden sollten (Jul.2023)

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Profil AquilaLaut einem IGA-internen Tip könnte es sich beim Profil um ein Aquila handeln. Nebenstehendes Bild zeigt das Aquila, es weist tatsächlich grosse Ähnlichkeit mit dem Profil vom Pfiff auf. Die Daten des Profils können bei https://www.aerodesign.de/ heruntergeladen werden. Auch die Abbildung vom Profil stammt aus dieser Website.

 

Pfiff FlügelAnblick des Flügels von vorne mit Zentimeter-Angaben der einzelnen Abschnitte. Die inneren Rippen hatten einen Abstand von 6 cm, die äusseren von 7 cm. © Arnold Wirz

 

Pfiff FlügelDie Zeichnung zeigt den Aufbau des Pfiff-Flügels. © Arnold Wirz

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ServosMit diesen 6-Gramm-Servos habe ich meinen Pfiff 1995 ausgestattet und die grossen, alten Graupner C505-Servos von 1990 entfernt. Das wäre auch eine Option für den neuen Pfiff, doch zuerst fliegt er mit viel Gewicht. © Arnold Wirz